Deutet man die Plattentitel dieses norwegischen Drummer-Projekts richtig, folgt nach dem Verweis auf die "Inspirationen" nun ein Eindruck dessen, in welche "Richtungen" man Progressive Rock mit ebenjenen führen kann, und anhand dessen, was die zweite Scheibe von Arild Brøter bietet, scheinen seine Einflüsse recht vielfältig zu sein.
Der Instrumental Prog des ehemaligen Mitglieds der halb legendären LUCIFER WAS speist sich im eröffnenden aus schweren Riffs, die weniger markant sind als das SUPERTRAMP-Piano einer- sowie die fließenden Brit-Prog-Melodien andererseits. Schrullige Fills in Form von Pfeifen zerfasern die Musik nicht, sondern machen sie umso pfiffiger, zumal sich ein klares Hauptmotiv herausschält und die Länge kompakt bleibt. Das viertelstündige „Heroes“ hat zur Entwicklung logischerweise mehr Zeit, und PYMLICO füllen diese nicht mit Leerlauf. Das Stück öffnet wie eine typische Suite bombastisch, schwenkt dann jedoch in malerisches Mellotron- und Flöten-Terrain um, das sich abermals in Albion verorten lässt. David Gilmour ist offensichtlich ein „Held“ der Gitarristen, wohingegen die Gesamtanlage an die wortlosen Tracks der anderen Heroen CAMEL gemahnt. Das Stück gleicht einem Ausschnitt aus einer Reise, statt stringent auf einen Höhepunkt hinzuarbeiten.
„The Little Grey Cells“ birgt die die Schwere und Mystik der besonders experimentellen Songs von Steve Hacketts Soloalben und verweist auf die Vergangenheit des Bandkopfes, wobei PYMLICO mit Saxofon und gen Osten schielenden Melodien eigentlich gar nicht skandinavischer klingen könnten – das Highlight der Scheibe … dem mit „R.W.“ ätherischer Piano-FLOYD-Leerlauf folgt. Spacerock gefällig? Diesen bietet „2280“ im Ansatz mit flirrenden Synthesizern und recht stoischem Beat, aber die Musiker zeichnen abermals ein assoziationsreicheres Bild, das auch modernere Farben wie jene von HYDRIA SPACEFOLK und Konsorten einbezieht. Mit dem Finale und Quasi-Herz von „Directions“, dem 18-minütigen Epos „Regulus“ bewegt sich die Combo auf Blumenkönig-Terrain: Quirlige Abgeh-Parts, gehäufte Zitate der Genre-Geschichte, die niemals plump anmuten, sowie stets sprechende Melodien, welche die Zeit im Flug vergehen lassen, machen den Gabensack zu … auf dass man ihn mit nach Hause nehme und wiederholt auspacke.
FAZIT: PYMLICO gehören mit ihrem von Arild Brøter im Alleingang gestemmten Prog ohne Stimme mit viel Stimmung und Stimmigkeit zur oberen Riege ihrer Zunft. „Directions“ zeichnet sich durch eingängige wie farbenfrohe Tracks aus kommt für eine Progressive-Rock-Scheibe (ja, es rockt wirklich) erfreulicherweise ohne Krämpfe daher.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.12.2012
Axel Toreg Reite
Arild Brøter, Mads Tvinnereim Horn, Mattias Krohn Nielsen, Geir-Anders Haugen
Arild Brøter, Øyvind Brøter, Julie Falkevik Tungevåg
Arild Brøter
Fredrik Sydow Hage (Saxofon), Karoline Torkildsen (Flöte)
Spider House / Eigenvertrieb
56:15
07.12.2012