Der auffälligste Unterschied zum letzten RAGE-Album „Strings To A Web“ ist der Wegfall sämtlicher Orchester-Elemente, die über viele Alben hinweg ein wichtiger Bestandteil des Bandsounds waren, wenn auch schon lange nicht mehr so überzeugend wie zu Zeiten von „Lingua Mortis“ oder „XIII“.
„21“ klingt angenehm hart und bodenständig, rangiert teilweise hart an der Thrash-Grenze, auch in Punkto Geschwindigkeit. Bei „Serial Killer“ bellt Peavy sogar beinah in Death-Metal-Manier. Dabei sorgt vor allem der fette Sound für die nötige Unterstützung auf der Mehr-Härte-Mission. Smolski setzt wesentlich stärker auf Riffs, denn auf ausuferndes Gekniedel, wobei auch das nicht zu kurz kommt, denn die meisten Songs überschreiten klar die Fünf-Minuten-Grenze. In jedem Falle sinnvoll ist das allerdings nicht, denn der eine oder andere Beitrag zieht sich schon etwas in die Länge.
Doch das sind alles Äußerlichkeiten, letztlich krankt auch das neueste RAGE-Werk an den gleichen Problemen wie mindestens drei seiner Vorgänger. Das Songwriting-Talent von Herrn Wagner blitzt zwar immer wieder auf (z.B. bei „Forever Dead“), aber der Großteil des Materials klingt nach Nummer Sicher und Kundenorientierung. Viele Gesangslinien kommen einem bekannt vor und wenn dann mal ein toller Spannungsbogen aufgebaut wird, verpufft die Vorfreude beim unspektakulären Refrain, so z.B. bei „Feel My Pain“. Hinzu kommt ein sehr stereotyper Songaufbau. Ganz große Melodien, die auf dem bereits eingangs erwähnten ersten Nummern-Album („XIII“) in großer Zahl zu finden waren, haben acht Alben später nur noch Seltenheitswert. Die völlig vorhersehbare abschließende Ballade „Eternally“ ist gar ein echter Langweiler vor dem Herrn geworden. In der Summe gab es auf „Strings To A Web“ zumindest mehr Interessantes zu entdecken, auch wenn sich die beiden Alben qualitativ nicht viel tun.
FAZIT: Zwar wird der geneigte RAGE-Anhänger – inklusive des Rezensenten - nach einigen Durchläufen auch viele der Songs von „21“ ins Herz schließen, trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack. Das Songwriting-Duo Wagner/Smolski wiederholt sich und das nicht erst mit diesem Album. Für den Nicht-Fan-Hörer gibt es eigentlich keine wesentlichen Kaufargumente. Die subjektiven 9 Punkte ergeben sich aus dem besonderen Stellenwert, den die Band immer noch für mich hat.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.02.2012
Peter "Peavy" Wagner
Peter "Peavy" Wagner
Victor Smolski
Victor Smolski
André Hilgers
Nuclear Blast Records
57:54
24.02.2012