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Reviews

Realmbuilder: Fortifications Of The Pale Architect

Stil: Doom / Heavy Metal

Cover: Realmbuilder: Fortifications Of The Pale Architect

Über dieses New Yorker Duo ist viel Unqualifiziertes geschrieben worden, vor allem von den Konformisten einschlägiger Echtmetall-Foren, die brav mit Kutte und Nieten in Reihe marschieren und laut werden, sobald einmal wirklich jemand in dem Sinne „Metal“ ist, dass er sich einen feuchten Kehricht um Konventionen schert. Im Gegensatz zu zahlreichen Knabenchören, die frisch aus dem Ei geschlüpft schon immer hart wie Stahl gewesen sein wollen, traten und treten REALMBUILDER nicht mit dem Anspruch aufs Parkett, irgendwie Kult zu sein oder überhaupt jedem zu gefallen, der den Namen MANILLA ROAD fehlerfrei schreiben kann und den beschissenen Sound oder das dröge Songwriting der letzten Werke von Mark Shelton artig abnickt.

Dieses zweite Album hat länger auf sich warten lassen und bezeugt im Vergleich zum gescholtenen Debüt eine Steigerung: Bandkopf Halberd komponiert nun vor allem stimmiger und hat sich einen solideren Soundkasten zimmern lassen, wenngleich im Zusammenhang mit der Zweierbesetzung von hörbarem Bandfeeling immer noch kaum die Rede sein kann. Czar trommelt nach wie vor ein wenig statisch, aber nicht schlechter als Rick Fisher auf „Crystal Logic“. Dies ändert auch nichts daran, dass „Fortifications Of The Pale Architect“ abgesehen vom wirklich drögen „Old Savage“ (zu lang und ideenarm) eine recht kurzweilige und vor allem aufrichtig anmutende Angelegenheit geworden ist.

„Highwayman“ und das stampfende Titelstück geben selbst der Mainstream-Metal-Klientel keinen Grund zum Murren, so sie mit Wiederholung als Stilelement klarkommen. Czar singt beschwörend (Phil Swanson jammert ähnlich schön) und sieht in seinen Texten nicht von Schrullen, aber dafür üblichen Klischees ab. „Ascend To The Glass Kingdom“ bringt wieder die vom Einstand bekannte Trompete zu Gehör, bleibt jedoch ansonsten minimalistischer Doom, der sich exemplarisch für die Philosophie des Duos heranziehen lässt: REALMBUILDER musizieren nicht mit Netz oder Doppelboden, ergehen sich nicht im Sounddesign und möchten weder auf Platte pressen, was sie nicht aus dem Stegreif mit Händen, Füßen und Lippen abrufen könnten, noch zwanghaft Rekorde in puncto Heaviness oder Geschwindigkeit aufstellen. Authentizität? Aber hallo.

„Iron Wheels Of The Siege Machines“ läutet die stärkere zweite Hälfte der erneut sieben Tracks ein: lebhaft, hinsichtlich der Gitarrenarbeit lebendiger und tatsächlich kauzig, wenn Czar zum Ende hin inhaltslose Silben raunt. In „A Conflict Between Dukes“ (bitte dem Text lauschen) schichten REALMBUILDER die Vocals und fokussieren wiederum schwere Riffs, während das betörende Solo all jene Lügen straft, die dem Projekt Dilettantismus vorwerfen. Dem abschließenden „The Stars Disappeared From The Sky When We Uncovered The Bones Of The First Gods“ haftet nicht nur wegen seines Bandwurmtitels und der leichten Überlänge etwas Besonderes an: die Struktur wurde erneut bewusst schlicht gehalten, der Gesang ertönt als rauer Chor arrangiert, und der Drummer lässt sich zu sporadischen Rolls hinreißen, die den schleppenden Charakter konterkarieren. Keyboards dicken die Materie flächig an, und nach der Hälfte erhält das Lied einen klagenden Ton, der REALMBUILDER in Epic-Doom-Gefilde schiebt.

Nein, „Fortifications Of The Pale Architect“ ist kein Hammeralbum und kein Referenzwerk; auch hat es keinen Stich gegen ebensolche, etwa „King Of The Dead“ oder „From The Fjords“, die jeweils von regelmäßig live spielenden Bands und fiebrigen jungen Musikern ersonnen wurden – doch lassen sich die beiden Macher Mitstreiter anheimstellen, die am selben Strang ziehen, wird aus REALMBUILDER eine Marke.

FAZIT: Es ist im ach so natürlichen und ehrlichen True Metal genauso wie anderswo: Niemand gestattet Entwicklungszeit, jeder giert nach dem nächsten heißen Scheiß beziehungsweise Superlativen, und genau diese bieten REALMBUILDER auch mit ihrem zweiten Album nicht. „Fortifications Of The Pale Architect“ ist ein zwangloses und sympathisches Album für Freunde der bekannten Verdächtigen geworden, das nicht deren Feuer besitzt, keinen Thron beansprucht und nichts zu sein vorgibt, was die Erzeuger nicht sind. Hierbei handelt es sich um Image-freie Zone und selbstgenügsame Musik. Wer sich angegriffen und seine „Szene“ davon unterwandert sieht, hat auch Angst vor HUNTRESS …

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.06.2012

Tracklist

  1. Highwayman
  2. Fortifications Of The Pale Architect
  3. Old Savage
  4. Ascend To The Glass Kingdom
  5. Iron Wheels Of The Siege Machines
  6. A Conflict Between Dukes
  7. The Stars Disappeared From The Sky When We Uncovered The Bones Of The First Gods

Besetzung

  • Bass

    J.H. Halberd

  • Gesang

    Czar, J.H. Halberd

  • Gitarre

    J.H. Halberd

  • Keys

    J.H. Halberd

  • Schlagzeug

    Czar

  • Sonstiges

    J.H. Halberd (Trompete)

Sonstiges

  • Label

    I Hate Records

  • Spieldauer

    39:10

  • Erscheinungsdatum

    25.05.2012

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