Birmingham verpflichtet: REDLINE bestehen aus mehr oder weniger erfahrenen britischen Stahlschmieden und klingen dementsprechend traditionell schwermetallisch. An „Vice“ überrascht rein gar nichts, wenngleich die Songs ihren Schreibern keine Schande tun.
Wundertaten sollte man andererseits aber auch nicht erwarten. „Battle Cry“ klingt wie leicht schaumgebremste JUDAS PRIEST und weist damit in die richtige Richtung, denn wenngleich REDLINE auch dank ihrer Herkunft nie richtig bieder wirken, komponieren sie zu bemüht nach etablierten Regeln. „King Of The Mountain“ ist mit seinen zusammegeklaute Riffs und Halford-Schreien der Gipfel der Unverschämtheit, wohingegen „Twistin’ The Knife“ mit seiner klasse Gesangsmelodie zu den besten klassischen Metal-Stücken der letzten Zeit gehört, deren Erzeuger nicht zwanghaft retrospektiv müllig klingen wollen.
Diese Combo legt nämlich wert auf einen zeitgenössischen, wiewohl nicht modernen Sound. „Vice ist druckvoll von vorne bis hinten, obzwar die Piano-Ballade „Cold Silence“ mit fehlplatziertem Plastik-Orchester ein No-go darstellt. Generell sollten sich REDLINE auf das berufen, was sie am besten können, nicht Behäbiges wie „Black Sky“, das nicht aus den Startlöchern kommen will, sondern krachlederne Tracks wie „No Limits“, das an SINNER oder SAXON gegen Ende der Neunziger erinnert. Leider sind mit „High Price To Pay“, „Some Kind Of Mean“ und dem nicht nur textlich einfältigen „We Came To Rock“ zu viele austauschbare Songs vertreten.
FAZIT: Kalkulierter British Steel mit gutem Sänger, ausgezeichnetem Handwerk und zu viel kompositorischem Durchschnitt; achtgeben darf man auf REDLINE in Zukunft aber dennoch, zumal in Großbritannien nur noch selten so linientreuer Metal gespielt wird.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2012
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