Mit dem vierten Album der peruanischen Band, dem ersten mit ihrem neuen Gitarristen, hält sich der „Wow“-Effekt in Grenzen. Wir schreiben nicht mehr 2001, südamerikanische Bands mit Sängerinnen, die sich in ihrer Muttersprache ausdrücken, sind nicht mehr exotisch, und Doom dafür in aller Munde.
Der Sound von REINO ERMITAÑO speist sich aus Fuzz-Bass und stilistisch typischen Riffs, zu denen Tania nur selten markante Gesangslinien findet. In den beiden Longtracks „Quimera“ und „Cuando la Luz te Encuentre“ geschieht zu wenig, als dass man die zugrundeliegenden Ideen so hätte auswalzen müssen, obzwar sich letzterer stimmungsvoll aufbaut und mit einem verloren klingenden Geigensolo punktet. Erst der abschließende Bandwurm „Sangre India“ (das Endstück ist ein bimmelndes Outro, das an denMachu Picchu führt) bleibt über die gesamte Spielzeit hinweg spannend, weil das Quartett hier das Gute im Nahen findet: Nach der Hälfte trumpft es mit Akustikgitarren und Flöte auf, was glattweg Inka.Flair aufkommen lässt.
Die weiteren Vorzüge der Scheibe liegen in den kompakteren Tracks sowie dem Groove alter Schule, den die Band etwa „El Sueño del Condor“ oder dem aggressiven „Sobre las Ruinas“ angedeihen lässt. Es hätte allerdings mehrerer Tracks vom Schlage „Soy el Lobo“ bedurft, um aus „Veneración Del Fuego“ einen echten Reißer zu machen, denn hier singt die Frontfrau engagiert, während die Hintermannschaft eine einprägsame Komposition umsetzt. Der schleifende Mittelteil ist einer der wenigen Höhepunkte dieser Scheibe. REINO ERMITAÑO dürfen gemocht werden und machen ihre Arbeit klaglos, sind letzten Endes aber eine Fan-Band und keine Impulsgeber. Müssen sie auch nicht sein.
FAZIT: Female fronted Doom Metal in bisweilen epischem Klangbild, aber vor schreiberisch zu oft nur karger Kulisse – diese Einschätzung bleibt für REINO ERMITAÑO weiterhin gülitg. „Veneración Del Fuego“ setzt keine Akzente und ist eine Platte für Alles-was-langsam-ist-Käufer.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.06.2012
Marcos Coifman
Tania Duarte
Eloy Arturo
Julio "Ñaca" Almeida
I Hate Records
66:38
25.05.2012