Ich bin, zugegebenermaßen, ein großer Fan von Walt Disney, und entsprechend auch des Disneylands in der Nähe von Paris. Was das mit „Welcome To The Theater“, dem sechsten Album von REINXEED zu tun hat? Ich bin mir total sicher, dass ich das Intro der Scheibe irgendwo im Disneyland schon einmal gehört habe. Auf jeden Fall kann man eine Scheibe nicht kitschiger beginnen als mit dieser künstlichen Kleistersuppe. Das passt vielleicht zum Dumbo-Karussel oder dem Peter-Pan-Irrgarten, aber eben nicht auf eine Metal-Scheibe.
Nun gut, damit sind aber REINXEED bei weitem nicht alleine, und der Hyperspeed-Opener „Life Will Find A Way“ macht dann tatsächlich Hoffnung, dass die Combo im Vergleich zu ihren fünf vorherigen Alben diesmal einen großen Schritt in die richtige Richtung getan hat. Leider ist „Life Will Find A Way“ eine musikalische Eintagsfliege, im Anschluss daran lassen REINXEED nichts unversucht, um dem Hörer massiv auf die Nerven zu gehen. Quietsche-Vocals von Namensgeber Tommy Reinxeed, Keyboard-Tsunamis, hektische Songarrangements, Zuckerwatte-Melodien (mit der Extraportion Saccharin, damit nichts hängen bleibt) – höher, schneller, weiter, mehr? Leider nein, leider gar nicht.
Natürlich ist Tommy Reinxeed ein begabter Gitarrist, ansonsten hätten SABATON ihm kaum das Angebot unterbreitet, bei den schwedischen Landsleuten einzusteigen. Dass er dieses Angebot dankend abgelehnt hat, um mit REINXEED und seinem (übrigens um ein Vielfaches besseren) Nebenprojekt GOLDEN RESURRECTION weiter voranzukommen, zeugt von seinem Durchsetzungswillen. Aber auch das sechste REINXEED-Album ist allenfalls ein zweitklassiger RHAPSODY-EDGUY-STRATOVARIUS-DRAGONFORCE-Abklatsch. Ohne wirkliche Identität, ohne wirkliche Seele. Hauptsache schnell, Hauptsache tonnenweise Keyboards. Die Songs bleiben dabei auf der Strecke.
FAZIT: Vielleicht sollte Tommy Reinxeed mal eine etwas längere Pause einlegen. Abgesehen von GOLDEN RESURRECTION, wo er nur als Gitarrist tätig ist, kann die Welt ruhig mal drei, vier Jahre auf ein weiteres REINXEED-Werk verzichten. Wobei, zugegebenermaßen: Besser als das letzte Machwerk „1912“ ist „Welcome To The Theater“ dann doch. Was allerdings kein Kunststück ist.
PS: Wieso steht ein Song mit dem Titel „Welcome To The Theater“ an letzter Stelle des Albums?
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.05.2012
Nic Steel
Tommy ReinXeed
Calle Sundberg, Tommy Reinxeed
Tommy ReinXeed
Alfred Fridhagen
Liljegren Records/Doolittle Group
51:56
01.06.2012