"Mondo Sex Head" ist mitnichten ein neues Studioalbum vom ollen Horroronkel ROB ZOMBIE, sondern eine Remix-Scheibe. Also etwas, was die einen so überflüssig finden, wie Lippenherpes und Nagelpilz, die anderen aber durchaus spannend. Was beides seine Berechtigung hat, denn während das Remix-Album, das MORBID ANGEL von ihrer letzten Langrille "Illud Divinum Insanus" haben anfertigen lassen, wirklich eine gelungene Angelegenheit war, langweilt Al Jourgensen mit Remix-Scheiben seiner Labelprojekte MINISTRY und REVOLTING COCKS mit schöner Regelmäßigkeit.
"Mondo Sex Head" ist nach "Supersexy Swingin Sounds" (1996) und "American Made Music to Strip By" (1999) die dritte Remixschreibe von ROB ZOMBIE (bzw. WHITE ZOMBIE) und stellt so etwas wie eine Remix-Best-Of dar. Mit "Thunder Kiss '65" und "More Human Than Human" sind dementsprechend auch die beiden größten WHITE ZOMBIE-Hits durch den elektronischen Fleischwolf gedreht worden. Die anderen elf Nummern sind allesamt Songs von ROB ZOMBIE selber, darunter natürlich auch die Singles "Dragula", "Living Dead Girl", "Superbeast" und "Foxy Foxy", nicht zu vergessen natürlich den "Pussy Liquor". Ausführender Produzent und Kurator von "Mondo Sex Head" war Jason Bentley, der ansonsten Musikchef des in Los Angeles sitzenden, einflussreichen Radiosenders KCRW sowie DJ für elektronische Musik ist. Dementsprechend ist auch die Ausrichtung der Remixe hier stark elektronischer Natur, weshalb der "normale" Rockfan hier erst mal reinhören sollte, bevor eine Kaufentscheidung getroffen wird. Die Auswahl der Remixer beschränkt sich folglich auch auf Künstler, die eher in Nordamerika bekannt sind, als in Europa.
Der hierzulande bekannteste Remixer dürfte KORN-Sänger Jonathan Davis sein, der unter seinem DJ-Pseudonym JDEVIL den reichlich technoiden "Number Of The Beast"-Remix von "Thunder Kiss '65" beisteuert. Die Gitarrenspuren steuert John 5 bei, so dass im Grunde nur die Gesangslinien vom Original übrig sind. Tanzbar ist die Version allemal, insgesamt aber etwas stumpf. Atmosphärisch-trancig tanzt das "Living Dead Girl", während die akustischen Gitarren am Anfang von "Let It All Bleed Out" auf eine falsche Fährte locken, DOCUMENT ONE machen aus dem Song nämlich später ein krachiges Dubstep-Monster. KI:THEORY dürfen gleich zwei Mal ran, nämlich bei "Foxy Foxy" und "Pussy Liquor", der Balanceakt zwischen nicht zu viel ändern und nicht zu nah am Original bleiben gelingt hier ganz gut. Auch "Dragula" im "†††"-Remix von BIG BACK DELTA funktioniert gut, was aber natürlich nicht für jede Version gelten kann. Völlig misslungen ist jedenfalls auch keine der Neubearbeitungen. Den meisten Remixen ist gemein, dass sie die Gesangspuren (oder zumindest Teile davon) sowie die Gitarren recyclen, wodurch die Angelegenheit sich meistenteils in Industrial- und Electro-Rock-Sphären und nicht im Techno- oder Dance-Bereich bewegt.
FAZIT: Moderne Elektronika und Zombierock in weitestgehend gelungener Kombination und somit eine empfehlenswerte Angelegenheit. Nicht so mutig wie das MORBID ANGEL-Experiment, aber wesentlich spannender, als der Kram aus Jourgensens 13th Planet-Recyclingstation. Die langbeinige Nackte mit dem prallen Hintern auf dem Cover ist übrigens ROB ZOMBIEs Gattin Sheri Moon Zombie
Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.09.2012
Universal
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03.08.2012