Die Doublebass rattert wie eine keuchende Stalinorgel, die Keyboards marschieren wie eine siegesgewisse Armee, Sänger Joakim Brodén stürmt als heroischer Fahnenträger voran - es ist mal wieder Zeit für SABATON. Man mag ja zu den Schweden stehen wie man will, aber die Tatsache, wie es die Skandinavier in den letzten Jahren geschafft haben, durch konstantes Touren und harte Arbeit eine Stufe nach der nächsten auf der Erfolgsleiter zu nehmen, das ringt auch dem größten Kritiker Respekt ab.
Was natürlich noch nichts über die Musik aussagt.
Und so wird die Meinung über "Carolus Rex" wie gewohnt zwiegespalten sein. Die, die die Band in den letzten Jahren treu unterstützt haben, werden sich in den Kommentarspalten dieser Welt empört zu Wort melden, wenn sich der Kritiker weniger als die Höchstpunktzahl zu vergeben erdreistet. Und die, die SABATON immer schon unerträglich fanden, werden auch an "Carolus Rex" natürlich nichts auch nur ansatzweise Positives finden.
Der Stil, den Brodén & Co. - er und Bassist Pär Sundström haben übrigens kurz vor der Veröffentlichung den Rest der Mannschaft von Bord gekickt und bereits größtenteils ersetzt - auf den letzten Alben pflegten, wird auf Album Nummer sechs konsequent ausgebaut: Pompöse Arrangements, großzügige Keyboardeinsätze, ultraeingängige Refrains, Brodéns durchaus markante, kraftvolle Stimme, große Chöre, das sind die Zutaten, die die Band mit Sicherheit auf die nächste Erfolgsstufe hieven werden. Von allem ein bisschen mehr. Das ist manchmal schon schwer zu ertragen, insbesondere, wenn die Keyboards penetrant im Vordergrund schunkeln. Manchmal ist das Gehörte aber auch richtig gut. Was auf jeden Fall positiv auffällt, ist, dass die Band wieder ein wenig mehr das Tempo variiert, sich vermehrt aus dem stampfenden Midtempobereich heraustraut. Ein Song wie "Gott Mit Uns" beispielsweise geht als einer der stärksten SABATON-Songs durchs Ziel, auf der anderen Seite liefern aber Titel wie "The Carolean's Prayer" 08/15-Ware von der Stange ab, die man bei SABATON schon dutzendfach gehört hat.
FAZIT: Die Fans werden begeistert sein: Sie bekommen eine nochmals aufgepumpte Variante von SABATON. Erfreulicherweise gibt's diesmal keinen lyrischen Totalausfall im Stile von "The Final Solution", und die Anbiederung der Band an zu erschließende Märkte wie Polen oder der Türkei fällt ebenso flach, da sich "Carolus Rex" mit der schwedischen Kriegshistorie beschäftigt. In der limitierten Version gibt's dazu passend auch eine schwedische Version. Dem Verfasser reicht "Carolus Rex" auf Englisch. Und da eigentlich auch 5, 6 Songs.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.05.2012
Pär Sundström
Joakim Brodén
Thobbe Englund, Chris Rörland
Robban Bäck
Nuclear Blast
45:15
25.05.2012