„Symphonic Black Metal aus England? Aber da gibt es doch schon eine Band?“ könnte mancher fragen. Tja, SATURNIAN wollen mit ihrem ersten Album nun offenbar das Monopol von CRADLE OF FILTH auf den Britischen Inseln brechen. Der Angriff erfolgt frontal, denn SATURNIAN bieten alles, und ausschließlich das auf, was diese Stilrichtung definiert und streifen dabei alles, was in der Szene Rang und Namen hat: Die Orchesterarrangements mit Streichern und Pauken können DIMMU BORGIR, auch mangels echter Musiker, nicht ganz das Wasser reichen. Wütende Blastausbrüche mit heiserem, teils verdoppelten Geschrei zielen voll auf den englischen Meister und norwegische Vertreter wie TIDFALL ab. Die obligatorische, liebliche Frauenstimme ist natürlich ebenfalls vorhanden. Vor allem in der Mitte des Albums bewegt sich die Truppe gern im hymnischen Midtempo mit viel Chor- und Keyboardunterstützung, OLD MAN'S CHILD, ABIGAIL WILLIAMS und Konsorten lassen grüßen. Wen wundert es da, dass ein gewisser Russ Russell für die Scheibe auf dem Produzentensessel Platz genommen hat. Der Gute hatte unter anderem seine Finger bei DIMMU BORGIRs „Abrahadabra“ und der Neueinspielung von „Stormblåst“ im Spiel.
Ein ungewöhnliches Element ist immerhin der häufige Einsatz eines Männerchors, der „Dimensions“ etwas vom frauenlastigen Gothictouch CRADLE OF FILTHs entfernt. Insgesamt gehen SATURNIAN auch härter zu Werke als Herr Filth und seine Mannschaft. Spielerisch geht bei der Truppe in der knappen Stunde nichts schief, auch der Sound ist dank Russell astrein. Ideen hat die Bande ebenfalls genug, um die acht überlangen Titel samt zwei kurzen Instrumentalstücken abwechslungsreich zu gestalten.
Zur Machtübernahme in England fehlt es SATURNIAN aber an Wiedererkennungswert. Das ist alles wunderbar durchzuhören. Aber wo ist der Überraschungsmoment, eine stringente Atmosphäre in einer bestimmten Stimmung, der ultimative Beat, der von den Sitzen reißt, der Refrain, der hängen bleibt und die Chose zusammenhält? Dinge, die die norwegische Crème de la Crème nicht mehr oder weniger kommerziell machen, aber ihren Erfolg erklären. SATURNIAN ist es nicht gelungen, genügend von diesen Momenten auf „Dimensions“ zu vereinen, um in dieser übervollen und kerngesunden Szene einen echten Coup zu landen. Stattdessen bemüht man immer wieder die gleichen Mittel, halbtonweise verschobene Mollakkorde, Zerlegungen klimpernde Gitarren und Keyboards und pseudo angeschrägte Melodien.
FAZIT: Kein schlechtes Stück Black Metal, das SATURNIAN hier abliefern. Sowohl songschreiberisch als auch in der Umsetzung gibt es da wesentlich schlimmere Ausfälle. Ein Aufstiegsplatz in die erste Liga bleibt den Briten aber verwehrt, da ihnen die ganz große Genialität abgeht. Bei der mageren Diskographie mit einer EP aus dem Jahr 2009 sollte man die Band aber auf jeden Fall weiter auf dem Schirm behalten.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.09.2012
Scrivener
Wilson, Lydia
Myk, Martin
James
Sam
Indie Recordings
59:16
24.08.2012