Das erste Lebenszeichen von SCEPTOR, die "Introducing..."-Single, die vor zwei Jahren auf High Roller Records erschienen ist, konnte alleine schon durch die Teilnahme von Sänger Bob Mitchell (SLEEPY HOLLOW, Ex-ATTACKER) einige Aufmerksamkeit in Fachkreisen erregen. Dieser ist leider kurz danach wieder ausgestiegen (oder er war von vorneherein nur aushilfsweise dabei) und da auch das Mitwirken anderer Kandidaten jeweils nicht von langer Dauer war und die Suche der Band nach einem beständigen Frontmann kein Ende nehmen wollte, hat für die Einspielung des schon seit über zwei Jahren angekündigten Longplayer-Debüts letztendlich Gitarrist Todd das Mikro selber in die Hand genommen.
Nicht die schlechteste Lösung (auf die man ja eigentlich schon früher hätte kommen können), wie sich schnell zeigt, denn der frisch gekürte Sänger und Hauptsongschreiber von SCEPTOR ist zwar kein Screaming-Wunder, er passt mit seiner zumeist in mittleren Lagen agierenden Stimme aber bestens zum traditionellen Metal der zum Quartett geschrumpften Neustarter aus Mannheim. Wenn es dann doch mal deutlich höher wird, wie etwa bei "Powerhouse", einer der beiden ehemals von Bob Mitchell gesungenen Nummern, oder beim Titelsong "Take Command!" (kein Mystic-Force-Cover) wird es zwar stellenweise recht schrill, aber der leichte Kauz-Effekt unterstreicht eigentlich nur zusätzlich die Intention und Bekenntnis der Band zu den klassischen Metal-Werten.
Wie das Cover schon zeigt und die Texte bestätigen, werden Klischees dabei von SCEPTOR völlig bewusst, aber auch völlig glaubwürdig und unaufgesetzt bedient, und so wird das Album mit "The Clash" standesgemäß durch ein Battle-Intro eröffnet, bevor das stampfende "Shadows In The Maze" (der zweite ehemalige Single-Track) mit seinen verspielten Gitarren sofort die Leidenschaft der Truppe für den US-Metal deutlich macht. Während man sich bei einer schnellen Nummer wie "These Hellish Nights" an den Gitarren im Stile von METAL CHURCH oder den alten SAVATAGE erfreuen darf, sind die meisten der insgesamt zehn Songs eher im Midtempo angesiedelt und weisen dabei oft eine gewisse wie unverkennbare Epik auf. Das Cover erinnert passenderweise ja schon (auch) an BROCAS HELM und spätestens bei "Hammer Of The North" (kein Grand-Magus-Cover) dürfen dann auch die Anhänger von BATTLEROAR und DOOMSWORD die Legionärsfaust wohlgemut gen Himmel recken.
Entsprechend der musikalischen Ausrichtung, bei der auch die teutonischen Wurzeln immer wieder deutlich durchschimmern, ist auch der Sound von "Take Command!" schön erdig und 'echt' gehalten. Und wenn einem durch die melodischen Refrains in Verbindung mit manch äußerst hymnischen Chorus bei Songs wie "Time", dem recht schunkeligen "Raging Seas" oder der Schlussnummer "Rock City" (kein Riot-Cover) dann tatsächlich mal der Begriff 'True Metal' in den Sinn kommt, läuft man dennoch nicht Gefahr, dies mit klebrigen oder symphonischen Kitsch Metal gleichzusetzen (Keyboards gibt es hier eh nicht), sondern erinnert sich daran, wo diese Bezeichnung ursprünglich herkommt. Und von Happy Metal sind SCEPTOR ebenfalls meilenweit weg, dafür sorgt alleine schon die stets vorhandene ernste Ausstrahlung des Albums.
Die Akustik-Ballade "Endless Ocean" wird dann wohl spätestens in der Live-Version zur Reifeprüfung des Sängers, auch wenn der (wohl nicht ganz unbewusst) richtig schräge Gesang eher aus dem Background kommt und dabei irgendwie auch den Klagefaktor der Nummer erhöht.
Auf die Bühnenqualitäten der äußerst motiviert wirkenden Truppe darf man so oder so gespannt sein und passende Zusammenkünfte für eine Band wie SCEPTOR gibt es ja mittlerweile genug. Die Entfernung von Mannheim nach Andernach etwa kann man ja fast schon in Schwertlängen angeben...
FAZIT: Echten Power Metal aus Deutschland kann es nicht genug geben und wenn du noch Platz auf deiner 'wahren' Metal-Kutte hast, sind SCEPTOR dafür ein ganz heißer Kandidat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.07.2012
Andy
Todd
Tim, Todd
Tom
7us/7Hard Records
39:41
20.07.2012