Ganz schön Neunziger ist das, was uns der Münchener auf dieser EP kredenzt, denn man könnte meinen, der gute Mann hätte sich irgendwann in jenem Jahrzehnt ins Studio eingesperrt, um dort einen rhythmus- und arrangementorientierten Elektrobastard zusammenzuzimmern.
Erinnert sich noch jemand an diese nächtlichen Musiksendungen auf MTV, in denen technoide Acts vorgestellt wurden und dazu irgendwelche Musikvideos liefen, die an die Winamp-Visualisierungseffekte erinnern? Videos, bei denen man sich dachte: „Aha, so muss das dann sein, wenn man auf LSD ist?“ - man höre nur mal „Phisyq“...
Genau das ist auf „Premelodic Structures“ der Fall. Dosierte Samples, simple Beats, um die herum sich viel tut, Steigerungen und abrupte Songenden. Jähe Wechsel. Besonders aber muss man bei dem hier dargebotenen Gebräu, das den Rock- und Metalpuristen unter unseren Lesern (also dem größten Teil) zuwider sein wird, statt an Musiksoftware an die vielen wilden Soundmodule, MIDI-Keyboards und Drumcomputer denken, nicht etwa an die hochentwickelte postmillenial immer in höhere Sphären abdriftende Software . Das ist auf angenehme Weise rückschrittlich und hat einen herrlichen Oldschool-Charme.
FAZIT: Nichts für technophobe Zeitgenossen - aber wer keine Berührungsängste mit vollelektronischer Musik hat, kann hier durchaus seinen Spaß haben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.12.2012
Scntst (alles)
Boysnoize Records
34:15
29.10.2012