SEAMOUNT sind eine in Würzburg beheimatete Doom-Kapelle, die mit Phil Swanson (u.a. HOUR OF 13) einen recht bekannten amerikanischen Sänger in ihren Reihen haben. 2007 gegründet, legt man mit "Earthmother" das mittlerweile vierte Album vor und begeistert mit rockig-melodischem Doom, der mit feinem Songwriting und edler Gitarrenarbeit punktet.
Man muss hier nicht zwingend von Retro- oder Vintage-Sound sprechen, trotzdem basiert die Musik von SEAMOUNT recht deutlich auf den 70ern und 80ern, behält sich aber stets die notwendige Zeitlosigkeit vor. Oder anders formuliert: wer auf YEAR OF THE GOAT steht (um mal eine derzeit aufstrebende und angesagte Vergleichsband zu nennen), dürfte auch problemlos doomige Freude an SEAMOUNT haben. Das liegt vor allem am tollen Melodieverständnis von Gitarrist Tim Schmidt, der darüber hinaus zudem mit kreativem, sehr gefühlvollem und eigenständigem Spiel glänzt. Zwar gibt es kein Gitarrenfeuerwerk wie bei der genannten Vergleichsband, aber die Stimmung ist ähnlich. Aufgenommen wurde "Earthmother" mit erdigem, fast schon rohem, aber kraftvollem Sound, bei dem die Gitarren im Vordergrund stehen. Und natürlich der Gesang von Phil Swanson: leicht nasal, klagend ohne weinerlich zu klingen, mit dezenter Anlehnung an Großmeister Ozzy, ohne dabei aber wie ein Kopie zu klingen, sondern mehr als genug Eigenständigkeit vorweisend.
In Sachen Songwriting sind es vor allem die rockigeren Songs, die komplett überzeugen. Wenn sich SEAMOUNT dagegen in metallischere Gefilde vorwagen, geht das nur in einem von drei Fällen wirklich gut. Beim für Doom-Verhältnisse schnellen "Just For Fantasy" gefallen neben der Gitarre vor allem der extrem knorrige Bass und die geschickt eingewobenen Klavierpassagen. "Aphrodites Child" und "Everything Divine", die beiden anderen härteren Tracks, fallen dagegen etwas ab, hier vermisst man die tollen Harmonien der anderen Songs. Der Opener "Surrender" ist ein sanft startender, dann dynamisch anziehender Doomrocker, während das folgende "The Fool" fordernder und aggressiver wirkt. "Echoes" dagegen ist mit seinen akustischen Gitarren deutlich schwermütiger. Der Titeltrack, "Isolation" und "Do It Again" fügen sich ins Gesamtbild gut ein, sind keine Übersongs, aber feine, melodische Stücke. Das abschließende "Music", ein Cover von WITCHFINDER GENERAL, mag zwar ein Klassiker sein, passt aber nicht so recht ins Gesamtkonzept von "Earthmother".
Apropos Konzept: dem Album liegt ein oberflächlich spirituell wirkendes Textkonzept zugrunde, welches aber eher metaphorisch für sehr persönliche Erfahrungen von Swanson im Hinblick auf seine Sicht auf das Leben, das Verstecken hinter dem Negativen sowie die Liebe steht. Seinem leidenschaftlichen Gesangsvortrag hört man deutlich an, dass hier viel Herzblut hinter steckt, was die Sache nochmals fesselnder macht.
FAZIT: SEAMOUNT legen mit "Earthmother" ein äußerst geschmackvolles Album für Doom-Liebhaber vor, bei dem es weniger um die Langsamkeit und Schwere, sondern vielmehr um ein stimmiges, gefühlvolles Gesamtbild geht. Auch wenn nicht jeder Song restlos überzeugt, muss man in Summe eine klare Empfehlung aussprechen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.12.2012
Markus Ströhlein
Phil Swanson
Tim Schmidt
Jens Hofmann
The Church Within / Alive
55:27
10.11.2012