Nach „Privilegivm“ einen ebenbürtigen Nachfolger zu schreiben, konnte für SOTM keine leichte Aufgabe gewesen sein. Vielleicht hat man sich gerade deswegen so viel Zeit gelassen. Die extrem hohen Erwartungen werden bei den ersten paar Durchläufen klar nicht befriedet, sondern „Seven Bells“ bedarf in sich einiges an Zeit und Raum, ehe es in seiner Gewalt völlig ausbreiten kann.
Eine direkte Fortführung des letzten Albums ist „Seven Bells“ somit nicht. Die gesetzten Akzente sind subtiler als je zuvor und entsprechend kühl und unnahbar wirkt das Album in der ersten Phase. Nachdem der Hörer sich selbst vom Erwartungsdruck befreit hat, wird recht schnell klar, worauf SECRETS OF THE MOON anno 2012 den größten Wert legen: Atmosphäre und Pathos: der Großteil der Songs hält sich vom Tempo eher im Mittelfeld auf und Rasereiparts, wie man sie früher oft zu hören bekam, sind fiesen, schleppenden Midtempo-Wänden gewichen.
Gerade die ersten beiden Songs 'Seven Bells' und 'Goathead' tun sich anfangs besonders schwer. Wobei 'Goathead' mit seinem stumpfen, old-school-Death-Metal-lastigen Anfang irgendwie auch rockt und ab Mitte zu einer schleppenden, düsteren Wand wird. Mit dem nachfolgenden 'Serpent Messiah' beantwortet die Band dann aber jede Frage. Episch, eiskalt und majestätisch – einem Refrain, den man schräger nicht hätte einsingen können – der aber gerade deswegen sofort im Kopf bleibt.
Auch der Rest der Platte überzeugt dann durchweg. 'Blood Into Wine' trumpft mit einem epischen für das Album verhältnismäßig schnellen Part, 'Nyx' ist das Unheilvollste, was die Band jemals gemacht hat – langsam, verdammt böse – dabei gibt es ein derart melodisches Lead, das schon fast positiv rüber kommt, aber insgesamt doch völlig verstört. Abgerundet wird der Track durch ein gelungenes Outro vom Bohren & The Club Of Gore Chef. Aber auch 'The Three Beggars' - mit Gastgesang u. a. von Kvohst – und 'Worship' fallen qualitativ nicht ab. Die Tatsache, dass unter anderem Tom Gabriel Warrior die Regler gedreht hat, erklärt die erstklassige, wuchtige und basslastige Produktion, die die Songs noch zusätzlich an Tiefe gewinnen lässt.
FAZIT: SECRETS OF THE MOON gehen ihren Weg und stehen damit jenseits von Erwartungsdruck und Selbstkopie. „Seven Bells“ ist ein zäher Brocken, den der Hörer Stück für Stück in sich aufsaugen muss, um das gesamte Ausmaß der Songs in ihrer Dichte und Atmosphäre zu erfahren. Wer nicht bereit ist, sich darauf einzulassen, dem wird die Magie von „Seven Bells“ verschlossen bleiben. Für einen ersten Eindruck sei dem Hörer, das bereits vorab ausgekoppelte (zwar stark verkürzte) Video zu 'Nyx' ans Herz gelegt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2012
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