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Tankard: A Girl Called Cerveza

Stil: Thrash Metal

Cover: Tankard: A Girl Called Cerveza

Immer noch forcieren TANKARD, dass sie als Spaßtruppe betrachtet werden – gerade wegen Gerres nerviger „Ehe“ mit Bobby Schottkowski – und verhehlen dabei, welch ausgezeichnete Musik sie über die Jahre hinweg verzapft haben (Jawohl, selbst das gern gescholtene Midlife-Crisis-Album „The Tankard“ ist stark), und wer die heitere Ehrlichkeit der Männer unsympathisch findet, sucht in seiner Freizeit vermutlich sowieso den Antikosmos in grüner Ahoi-Brause … oder so.

Hosen runter: Ein Haufen mit Leder und Nieten bewehrter Jünglinge mit ausreichend „okkulter“ Bildersprache würde für ein Stück wie „Rapid Fire“ und seine erfrischenden NWoBHM- beziehungsweise Mercyful-Fate-Einflüsse gebauchpinselt werden. Im Vergleich zum Vorgängeralbum gefällt der Klang von TANKARDs Neuer noch besser, und dass Andi Gutjahr ein klasse Gitarrist für diese Stilistik ist (höre den Titeltrack und das verspielte Duett „The Metal Lady Boy“ mit einer ausnahmsweise nicht mit ihrem Vibrato nervenden Doro Pesch), wird wiederum umso deutlicher: Derart griffige Riffs saugt sich keiner der deutschen Thrash-Kollegen aus den Fingern – Mille nur mit finnischer Schützenhilfe, und Mike Sifringer nicht, weil sein Selbstdarsteller von Frontmann alles überstrahlt und die Produzentenwahl chronisch danebengeht.

„Witchhunt 2.0“ ist ein Paradebeispiel für TANKARD 2012: hämmernd und melodiös zu gleichen Teilen, dazu ein smarter Text mit typisch für „German Dresch“ per Brechstange eingeschobenem Refrain. „Master Of Farces“ und „Not One Day Dead “ speisen sich zu gleichen Teilen vom Punk und charakteristischen Speed-Metal-Wendungen (Strophen). „Son Of A Fridge“ ist musikalisch das stärkste Stück der Scheibe und waschechter Classic Metal: balladesker Beginn, Harmoniegitarren en masse und ein Refrain zum Faustschwingen – wenn die Frankfurter das nicht live bringen, gehören sie dauerhaft in eine Ausnüchterungszelle.

Wo „Metal Magnolia“ sowie „Running On Fumes“ (man glaubt gar, Early-US-Metal-Bienenschwärme zögen vorbei) dieses Niveau halten, krankt das einstweilen doomige „Fandom At Random“ ein wenig am einfallslosen Gesang, macht dann aber im Eiltempo inklusive eines feinen Solos Punkte wett, und damit hat das Quartett mehr zu bieten als das Gros der Konkurrenz. „A Girl Called Cerveza“ wartet selten mit Überraschungen auf, klingt aber so frisch und bar jeglichen Kalküls (hallo Mille) wie keine (!) andere verwandte Band in jüngster Zeit.

FAZIT: Mit ihrem aktuellen Album stehen TANKARD im vollen Saft: „A Girl Called Cerveza strotzt vor Spielfreude und ist kompositorisch astrein ausgefallen, abwechslungsreich wie eingängig. Der Langzeittest (das Review entstand nach einem Monat regelmäßiger Einfuhr) beweist: null Abnutzungserscheinungen (hallo wieder, Mille). Es ist also Zeit, auch diese Herren als „Künstler“ zu bauchpinseln; Gerres Murmel wächst ja wieder …

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.07.2012

Tracklist

  1. Rapid Fire (A Tyrant`s Elegy)
  2. A Girl Called Cerveza
  3. Witchhunt 2.0
  4. Masters Of Farces
  5. The Metal Lady Boy
  6. Not One Day Dead (But One Day Mad)
  7. Son Of A Fridge
  8. Fandom At Random
  9. Metal Magnolia
  10. Running On Fumes

Besetzung

  • Bass

    Frank Thorwart

  • Gesang

    Andreas Geremia

  • Gitarre

    Andreas Gutjahr

  • Schlagzeug

    Olaf Zissel

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast / Universal

  • Spieldauer

    50:14

  • Erscheinungsdatum

    27.07.2012

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