Der Mann mit der schmusigsten Stimme im Rockzirkus ist zurück: Gary Hughes hat einmal mehr seine Mannen von TEN um sich geschart, um dem melodischen Rock zu frönen. Nach einer zwischenzeitlich etwas längeren Auszeit vor dem Vorgänger „Stormwarning“ scheinen die Briten jetzt mit „Heresy And Creed“ wieder einen verträglichen Rhythmus zwischen zwei Studioalben hinzubekommen – recht so.
Mit „Arabian Nights“ findet man gleich einen nahezu perfekten Auftakt: Großartige Hooks, dem Titel entsprechend arabisch angehauchte Gitarrenparts, die TEN-typischen „aaaaaaaah“-Parts und dazu natürlich die über allen thronende, charismatische, zugleich sanft und doch kraftvolle Stimme von Gary Hughes. Und natürlich over-the-top-Chorus als Sahnehäubchen – eh klar, oder? Das daran anschließende „Gunrunning“ ist von ähnlichem Kaliber, bringt Strophen, die nur vom Schlagzeug begleitet werden, mit einer fantastischen Bridge und tollen Vocallines sowie einem souveränen Refrain in Einklang.
Mit dem gefühlvollen „The Lights Go Down“ packt man nochmals eine Schippe drauf in Sachen Gänsehautmelodien und Ohrwurm; noch mehr als bei den ersten beiden Songs kommt Hughes‘ Stimme hier gefühlvoll rüber. „Raven’s Eye“ steigt auf der Theatralikleiter noch mal ein paar Stufen höher, weiß mit seinen wohlfeil ausgearbeiteten Vocal-Arrangements restlos zu überzeugen. Auch „Right On“ schafft anschließend mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit den Spagat zwischen hochmelodischen Gesangslinien und angenehm akzentuierter Gitarrenarbeit.
Überraschend heftig gestaltet sich „Game Of Hearts“, im TEN-Kontext sind die ersten Sekunden mit heftig riffenden Gitarren und Drumgewitter fast schon Grindcore. Selbstredend schafft Hughes es aber auch hier, dem Song spätestens ab der Bridge in Richtung Melodic-Rock-Hit zu lenken. Mit „The Last Time“ gibt’s die (unspektakuläre) Quotenballade, die immerhin feine Gitarrenpars zur Refrain-Unterstützung aufbieten kann.
Ein wenig wagen sich die Briten dann bei „The Priestess“ auf ungewohntes Terrain; der moderne Anstrich bei den Gitarren und dem Drumming harmoniert allerdings nicht so recht mit dem ansonsten vorherrschenden Grundton, der deutlich barocker und theatralischer ist. Das nachfolgende „Insatiable“ ist zwar kein weiterer Ausfall, dafür aber reichlich unspektakulär. Dafür schlägt das Septett bei „Another Rainy Day“ wieder altbekannte Töne an: Extrem melodisch, extrem geschmeidig, samtige Vocals des Meisters am Mikrofon – Gänsehaut garantiert! Mit dem mitreißenden „Unbelievable“ und dem Kuschelmonster „The Riddle“ pendelt „Heresy And Creed“ ausgewogen und auf höchstem Niveau aus.
FAZIT: Melodischer Hardrock vom Feinsten, der zwar einige, wenige Längen hat, aber unterm Strich immer noch die Messlatte für die Konkurrenz verdammt hoch legt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.10.2012
Steve McKenna
Gary Hughes
Dan Mitchel, John Halliwell, Gary Hughes
Darrel Treece-Birch
Max Yates
Frontiers
69:19
19.10.2012