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Reviews

Tetrafusion: Horizons EP

Stil: Progressive Metal

Cover: Tetrafusion: Horizons EP

Der geschätzte Kollege Chris P. hat das Vorgänger-Album „Altered State“ mit 8 Punkten und dem Vorwurf der Beliebigkeit nach Hause geschickt – dem sei hiermit widersprochen. Ganz objektiv versteht sich. Ganz faktisch. Ich hab recht.

TETRAFUSION spielen Prog Metal, der der Beschreibung im Info folgend tatsächlich irgendwo zwischen Dream Theater, Tool, Porcupine Tree und Cynic angesiedelt ist. Anders als Chris kommt das bei mir aber weder bemüht noch identitätslos an, dafür besitzt die Band viel zu viel Persönlichkeit.

Kompositorisch merkt man dem Vierer seine Herkunft aus dem Instrumentalbereich an (das erste Album kam noch ohne Gesang aus). Die Arrangements sind sogar für Prog-Verhältnisse zuweilen ungewöhnlich. Nicht einmal in einem Dream-Theater-Viertelstünder oder dem durchgeknalltesten Cynic-Song würde die absolute Über-Gesangsmelodie, die Stelle, an der man nicht weiß, ob man jetzt zuerst die Augen oder die Hose nass hatte, nur genau ein einziges Mal in den Song eingebettet werden. Gewöhnlich sind solche Stellen Refrains und begegnen einem mehrfach. Das passiert bei Tetrafusion zwar auch, aber sie lassen sich weder darauf noch auf sonst irgendetwas festnageln. Ein Stück nur für Piano, Cello und Gesang? Bitte sehr. Polyrhythmisches Geballer trifft auf leichtfüßige Jazzskalen? Kein Problem. Auch vor der Gestaltung eines Songs ohne elektrische, nur mit akustischen Gitarren oder gezielter Simplizität, einem Brückenschlag in Richtung Prog Rock, macht die Band nicht halt. Dass das Ganze nie zerfahren oder überfrachtet wirkt, liegt zum einen daran, dass die Songs nicht übermäßig lang sind (maximal sechs Minuten geht in diesem Genre ja noch) und zum anderen an der Klasse der Musiker. Alles fließt wunderschön ineinander, eines folgt und entwickelt sich scheinbar logisch aus dem anderen und bleibt dennoch stets überraschend und spannend, weil man nie weiß, welchen Schlenker die Jungs als nächstes einbauen. Das größte Pfund ist der Sänger, der mit seiner seidig weichen, absolut cleanen Stimme die Kapriolen schlagenden Songs zusammenhält und ihnen mit seiner eigentümlichen Melodik einen ätherischen, hypnotischen Flow verleiht. Die Unverwechselbarkeit, mit der er seine Linien ausarbeitet, erinnert an die Vokalisten von Opposite Earth, Alias Eye oder auch Devin Townsend. Sie alle klingen zwar völlig verschieden, haben aber neben auffälligen Stimmen eben auch ihre ganz eigenen Wege gefunden, Töne zu Melodien zu verbinden.

Zum Antesten empfohlen seien „Styrofoam Breath“, „Look Away Pt. 1“ und vor allem „Cloudless“. Wer beim Genuss dieser kleinen Wundertüten nicht aus unserer Dimension in eine ganz andere gebeamt wird, hat überhaupt keine Ahnung von Musik im Allgemeinen und von Progressive Metal erst recht nicht. Denn, wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei diesem Review nicht um eine Meinungsäußerung, sondern um Tatsachen.

FAZIT: Die handwerkliche Klasse, kompositorische Grenzenlosigkeit und die eigentümliche Atmosphäre und Spannung, die durch die Stimme und die Art und Weise ihres Einsatzes erzeugt werden, katapultieren Tetrafusion in die oberen Regionen der Prog Metal Weltrangliste. Zwar sind sie, wie die meisten Progessive Metal Bands, nicht wirklich progressiv im Wortsinne, denn Neues gibt es nicht zu hören. Dafür aber die beste Rekombination des typischen Prog-Vokabulars, die mir seit Langem begegnet ist.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.07.2012

Tracklist

  1. Aerosolus
  2. Impetus
  3. Styrofoam Breath
  4. Cloudless
  5. Spider Silk
  6. No One Sleeps
  7. Look Away Pt. 1
  8. Look Away Pt. 2

Besetzung

  • Bass

    Mark Michell

  • Gesang

    Gary Tubbs, Brooks Tarkington

  • Gitarre

    Brooks Tarkington

  • Keys

    Gary Tubbs

  • Schlagzeug

    J.C. Bryant

Sonstiges

  • Label

    Eigenproduktion

  • Spieldauer

    30:13

  • Erscheinungsdatum

    31.01.2012

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