Detroit Rock City mal anders: THE BLUEFLOWERS spielen herzerwärmenden Akustik-Rock mit toller Frauenstimme und glänzen mit ihrem dritten Album auf allen Ebenen.
Ihr Sound beruht auf schummrigen Flanger-Sounds und softem Drumming, mitunter auch Rasseln wie in „I Might“ und „My Gun“, nicht zu vergessen der dunklen Stimme von Kate Hinote, die ein Faible für allzu Zwischenmenschliches besitzt und dies mit Gänsehaut erregenden Texten geltend macht. Bisweilen und besonders in „Over You“, das auch von Van Morrison stammen könnte, ist sie als weiblicher Crooner vorstellbar, wohingegen die außerordentlich fragilen Stücke, allen voran „Over You“ oder „The Plan“, an die ruhigeren der Belgier Vaya Con Dios erinnern.
Zwischendurch bringen THE BLUEFLOWERS natürlich eine Menge Country oder Americana zu gehör und drehen traurige Roadmovies fürs Kopfkino, die nie sonderlich lange dauern, aber umso eindringlicher anmuten. Das flottere Doppel aus „Hole Of Sorrow“ mit Orgel und „Spin Upon It“ stellt gemeinsam mit „Surrender“, einem der wenigen heiteren Stücke, das vornehmlich in der Version von Elvis Presley bekannt wurde (im Original von Doc Pomus und Mort Shuman), de aufrüttelnden Teil der Scheibe dar. Für ausgedehnte Instrumentalparts ist wenig Platz, da die Stimme im Mittelpunkt steht, aber das Spiel der Musiker zeugt auch so von Klasse.
Prinzipiell könnte man gut zu diesen Tracks tanzen, vor allem eng umschlungen während „You & I“, doch hört man einige der Lyrics, ist der Klos im Hals doch zu dick. Dessen Ungeachtet ist die Musik zu beschaulich und kräftigend, um sie als weiteren zynischen Beitrag zur Postmoderne zu begreifen; dazu klingt sie sowieso nicht modern genug, sondern zeitlos. Highlights unter vielen: das entrückte „Starsong“ sowie „Being Wrong“ mit einer besonders zudringlichen Gesangsleistung von Kate und das balladeske Titelstück ohne Rhythmusgruppe.
FAZIT: Irgendwo zwischen THE WISHING TREE (ohne Prog Rock) und den TRAVELING WILBURYS (ohne britisch zu sein), Sechziger-Pop und ein wenig Wave (zumindest von der Atmosphäre her betrachtet) mit verrauchtem Jazz versetzt haben sich THE BLUEFLOWERS ein wohliges Nest eingerichtet, von dem aus sie ohne Aufregung von den Schattenseiten der Zweisamkeit künden und so für etwas Licht in einer zu oft die kalte Schulter hervorkehrenden Welt sorgen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.10.2012
Erica Stephens
Kate Hinote
Tony Hamera, David Johnson
Erin Williams
Jim Faulkner
Eigenvertrieb
37:27
07.09.2012