Unsere unbeirrbaren, individualistischen, unwahrscheinlich dickhäutigen Weltverbesserer UNHERZ setzen auch auf ihrem dritten Album auf Bewährtes, und so finden wir auch auf „Die Wahrheit liegt dazwischen“ einen abgedroschenen Bastard aus anabolisierten PUR und metallisiertem WOLFGANG PETRY, klischeebeladenem Heavy Metal, wie ihn selbst die klischeehaftesten Briten nicht mehr zelebrieren wollen würden sowie etwas vokuhilaesker Oliba-Deutschrock mit BÖHSE ONKELZ-Schlagseite. Etwas heavier sind die vier Jungs geworden, ja, aber von der großen Abwechslung, von der uns im Waschzettel erzählt wird, spürt man hier nichts.
Instrumental haben UNHERZ hier und dort ganz schön geschludert, wie beispielsweise im anfänglichen Break in „Mein Weg, mein Wille, mein Leben“, doch darüber könnte man noch weghören. Denn weiterhin möchte man bei den Texten den Kopf in beiden Händen vergraben - ganz gleich, in welche Richtung sie abzielen. Ironie, Abrechnungen, Individualität, whatever: Die Stirnfalten schieben sich zusammen wie Kontinentalplatten, es entstehen Gebirgslandschaften, die auch eine ganze Weile nach „Hörgenuss“ noch bestehen bleiben. Hinzu kommt, dass Felix' Sat.1-Gerichtsshow-Deutsch à la „Isch glaube an die Ehre und an die Gereschtischkeit, isch glaub an neue Freunde und an Zuverlässischkeit“ (in eben genanntem Song) dem Ganzen nach wie vor viel Provinzcharakter verleiht.
Es bleibt also alles fast genau so wie immer, Kollege Hausfelds „Herzschlag“-Rezension und der Debüt-Verriss vom Verfasser dieser Zeilen haben bereits so ziemlich alles zusammengefasst, was es zu den musikalischen Ergüssen der süddeutschen Band zu sagen gibt. Und auf weitere Schenkelklopfer hat meinereiner gerade keine Lust. Deutscher Rock und deutscher Metal? Bitte, gern, aber doch nicht so... nicht <i>schon</i> wieder.
FAZIT: Ein Punkt mehr als fürs Debüt. Aber nur wegen des Apfelpopo-Covers. Aber: Nimmt man das Cover in Bezug zum Albumtitel, so muss man sich fragen: Was ist die Wahrheit? Der Stofffetzen zwischen den Gesäßhälften? Eventuelle heiße Luft, die entweichen könnte? Oder gar Bevorstehende Verdauungsergebnisse? Interpretationen über Interpretationen. Ergo: Bei <i>dem</i> Cover muss er einfach raus, der unglaublich schlechte, abgedroschene Spruch: Voll für‘n Arsch!
Und nun enttäuscht mich nicht: Her mit den erzürnten Kommentaren von Fans, Freunden und Mitgliedern der Band!
Punkte: 2/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.08.2012
Locke Heylmann
Felix Orschel, Locke Heylmann
Felix Orschel, Andy Arnold
Christian Bogert
Massacre Records
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24.08.2012