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Unzucht: Todsünde 8

Stil: Teutonen-"Gothic"

Cover: Unzucht: Todsünde 8

Was tun, wenn es mit der Singer-Songwriter-Karriere nicht läuft? Man hat den Eindruck, UNZUCHT-Frontmann Der Schulz diene sich der Klientele anderer Un-Bands an (im wahrsten Sinn des Wortes), wenn man diese für die Öffentlichkeit aufgebauschte Langweiler-Musik hört. Daneben befremdet es, dass sich Eric Fish als Gastsänger für diesen Haufen hergegeben hat und durchaus integere deutsche Musiker wie B. Deutung zu den Unterstützern des Protagonisten führen. Von innovativem Deutschrock (im besten Sinn und ohne Häme) kann im Fall von „Todsünde 8“ jedenfalls keine Rede sein.

Keyboards aus dem Dancefloor-Setzkasten, hier und dort ein wehleidiger Refrain machen eingängige Brechstangen aus vielen dieser Songs. Das Ganze wird bisweilen mit Dissonanzen und Geflüster auf anspruchsvoll getrimmt, aber musikalisch (wenn gar nichts geht, dann Stakkato-Riffs) wie textlich können UNZUCHT ihre Einfalt nicht verhehlen. „Engel der Vernichtung“ bedient sich bei den Reimen, der Bildersprache und den Melodien bei SUBWAY TO SALLY, bloß dass dieses Projekt generell wie zur Band gewordene Resteverwertung der Potsdamer tönt.
Der flirrende Titeltrack ist zumindest klanglich noch am coolsten, wohingegen man ansonsten nicht selten meint, schlechte RAMMSTEIN-Remixe zu hören, vor allem in Form von „Das belgische Inferno“ und „Unzucht“. Absoluter Tiefpunkt: „Ungesicht“, das Schulz allenthalben als Lindemännchen dastehen lässt – und „Schwarzes Blut“ gemahnt vom Titel her nicht umsonst an einen Song des Debüts der Pioniere

Die andere Seite dieses Ärgernisses sind Songs wie „Auf Sturm“, ein trivialer Schlager mit harten Gitarren, oder „Meine Liebe“, praktisch NDW-Ästhetik im nicht mehr so modernen Klanggewand direkt ins Pult gestöpselter Bratgitarren, nicht zu vergessen WOLFSHEIM-Gejammer wie „Während wir uns verlieren“ und „Wie alles anfing“, das vermutlich sinnbildlich für die achte Todsünde steht, zumindest innerhalb des Musikbusiness.

Um also ebenfalls den Un-Holzhammer zu schwingen: UNZUCHT sind eine mit unsagbar schlechten Gesangsmelodien gestrafte („Der letzte Tanz“) und ungewollt komische Trauerveranstaltung für den Spießbürger, der sich noch vor „Gruftis“ fürchtet und zu ROSENSTOLZ schmachtet.

FAZIT: Davon abgesehen, dass UNZUCHT innerhalb der sogenannten Neuen Deutschen Härte nur alte Sachen zu sagen haben und die ewig gleichen vermeintlichen Tabus strapazieren, damit aber bestenfalls kleindeutsche Biedermeier schockieren, ist „Todsünde 8“ vor allem eins: sterbenslangweilig.

Punkte: 4/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.09.2012

Tracklist

  1. Allein
  2. Engel der Vernichtung
  3. Das belgische Inferno
  4. Auf Sturm
  5. Während wir uns verlieren
  6. Unzucht
  7. Meine Liebe
  8. Todsünde 8
  9. Der letzte Tanz
  10. Deine Zeit läuft ab
  11. Ungesicht
  12. Schwarzes Blut
  13. Wie alles anfing

Besetzung

  • Bass

    Blaschke

  • Gesang

    Der Schulz

  • Gitarre

    De Clercq

  • Schlagzeug

    Fuhrmann

Sonstiges

  • Label

    NoCut / Soulfood

  • Spieldauer

    59:10

  • Erscheinungsdatum

    21.09.2012

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