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Vampillia: Rule The World/Deathinity Land

Stil: Avantgarde

Cover: Vampillia: Rule The World/Deathinity Land

Die Übergänge zwischen Kitsch und Kunst, Genie und prätentiösem Spreizen sind bekanntermaßen fließend. Die Lager der Liebenden und Hassenden teilen sich mit der Macht einer Weltanschauung in eingeschworene Gemeinden, die den jeweils anderen entweder als dünkelhafte Schaumschläger oder kleinkarierte Hinterwäldler bezeichnen, denen vier Riffs schon eines zu viel sind.

VAMPILLIA aus dem fernen Japan tragen hier mit „Rule The World“ mit Sicherheit nicht zur Einigung bei. Was für den einen die aberwitzige Achterbahnfahrt darstellt, stellt für den anderen Stückwerk mit aufgesetztem Freak-Image dar. Getragen von einer Vergnügungspark-mit-vielen-Toten-Story wuselt das elfköpfige Ensemble hin und her zwischen elegischer, streicher- und pianogetragener Kammermusik, Operngesang, Wall-of-Sound-Raserei mit Growls und Versatzstücken japanischer Enka-Musik mit exotischer Pentatonik. Wo Bands wie das DIABLO SWING ORCHESTRA und UNEXPECT ihren Jahrmarktsgewaltprog in erfinderische Songs kleiden und gewieft zu komponieren verstehen, setzen VAMPILLIA zu stark auf die breite Keule und erschlagen den Hörer mit einem wüsten Mischmasch, der zwar kurzweilig tönt, sich aber schwer tut, seinen roten Faden zu offenbaren. Da wirbeln die Streicher, schmettern die Opernsängerinnen, da flüstern und grunzen Geister und Kobolde und am Ende bemerkt man kaum, wenn die CD wieder von vorne beginnt.

FAZIT: Mit einer Spielzeit von knapp fünfundzwanzig Minuten stellt „Rule The World“ so etwas wie einen Appetithappen für Standardkostverweigerer dar. Dass es den Japanern auch bei so wenig Zeit nicht recht gelingt, unterscheidbare Songs zu schreiben, ist schade. Unterhaltsam ist das Ganze dennoch - eine Langzeitwirkung dürften diese musikalischen Mosaiksteinchen wahrscheinlich aber nicht entfalten. Sehenswert ist übrigens das in Schwarzweiß gehaltene Booklet, welches reichlich Bildmaterial bietet für Anhänger von visuellem Alice-auf-dem-Jahrmarkt-Horror.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.02.2012

Tracklist

  1. One Day, I Thought This World Should Be Mine ° Welcome to Deathtiny Land
  2. Made My Mind to Dominate the World With No Doubt and Fresh Feeling ° Misery Mouse the House
  3. Day of Departure, Be a Devil Have No Mercy and Just Move Forward ° Deathtiny Land Railroad
  4. Wonderfully, Whole Luck Is On My Side ° Alice In Murderland
  5. Feel My Almightiness and Press Toward the Goal ° Powder White and Seven Chemicals
  6. Identify Myself As a King and God Whatever People Say ° Goofy's Acid House
  7. Well, Have Time to Play Around for Fun ° Donald's Buzz
  8. I Sing Cheerfully Holding a Head In My Hand ° Pirates of Bohemian
  9. A Deceptive Attack, This Is the Real Thrill ° Lady and the Tracker
  10. A One On One Battle, This Is the Real Thrill ° Machete Poppins
  11. Torture Someone to Death ° Alarming
  12. Extermination, Do Anything ° Robberhood
  13. Switch and Bomb ° Melody Tinborn
  14. Death of Heart ° Pinocchio's Sentimental Journey
  15. Rebirth of Heart ° It's a Small Cruel World
  16. What Is Done Is Done, I Cannot Admit It ° Vulgarity Bear Playhouse
  17. Keep Killing Them All In Tears ° Death Electrical Parade
  18. I'm Completely Lost Here Now ° Peabrain Pan's Flight
  19. Huge Ambition and Indiscriminant Mass Murder ° Slash Mountain
  20. Extermination2, Do Anything ° Big Murder Mountain
  21. Use Dirty Trick, Biological Weapon ° the Libidinous King
  22. H-bomb, the Goal Is Almost There ° Tinber Hell
  23. I Am the Only Man In This World Hence I Am King and God ° Beauty and the Beefcake
  24. This Is Totally Empty Feeling ° Good

Besetzung

  • Bass

    Wet

  • Gesang

    Psychick Yamanashi, Koinobori Mongoloid, Velladon

  • Gitarre

    Slash Japan, Joystick

  • Schlagzeug

    Pikada

  • Sonstiges

    Secret String, K-Bird, You-Z (Violine), The Piano (Piano)

Sonstiges

  • Label

    code666/Just For Kicks

  • Spieldauer

    25:21

  • Erscheinungsdatum

    27.01.2012

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