Zurück

Reviews

Vanderbuyst: Flying Dutchmen

Stil: Classic Rock

Cover: Vanderbuyst: Flying Dutchmen

Manchen Zeitgenossen, so scheint es, reicht schon das pure Erwähnen von Ván Records, um feucht im Schritt zu werden. Andere wiederum, auch das ist typische für die Hardrock- und Metal-Szene, gehen automatisch in Abwehrhaltung, wenn die Sprache auf Ván und ihre Bands wie THE DEVILS BLOOD, YEAR OF THE GOAT, ATTIC oder eben VANDERBUYST kommt. Mit „Flying Dutchmen“ legen Letztgenannte bereits ihr drittes Album in drei Jahren vor.

Und wie schon auf den Vorgängern machen die, ähem, fliegenden Holländer eine ganze Menge richtig. Natürlich können auch VANDERBUYST dem derzeit schwer angesagten Classic-/Vintage-Rock keine wirklich nennenswert großen neuen Impulse verleihen. Müssen sie das überhaupt? In einem Genre, das sich eindeutig auf die 60er- und 70er-Jahre bezieht, wäre eine solche Herangehensweise ein wenig schräg. Und so beschränken sich Jochem, Willem und Barry auf das, was sie können: Sie rocken.

Der Opener „Frivolous Franny“ wirkt noch ein wenig orientierungslos, kommt nicht recht auf den Punkt, lässt etwas Druck vermissen, doch mit „Waiting In The Wings“ mit seinen überraschend stark ausgeprägten Metal-Vibes nimmt „The Flying Dutchmen“ richtig Fahrt auf. Auch wenn das getragene „Give Me One More Shot“ rein geschwindigkeitstechnisch wieder das Tempo drosselt: Der Song weiß durch sein Wechselspiel laut/leise zu gefallen. „The Butcher’s Knife“ weist im Gitarrenbereich deutlich Parallelen zu THE DEVILS BLOOD auf und ist ein schweißtreibender Hit durch und durch. „Schweißtreibend“ ist auch eine passende Vokabel für „Tears Won’t Rinse“, denn so schnell wie hier waren VANDERBUYST bislang kaum. In Kombination mit dem hymnenhaften Refrain ergibt das einen der Höhepunkte der Scheibe.

Mit dem Hermann-Brood-Cover „Never Be Clever“ starten die Holländer dann die amtliche Rock’n’Roll-Disko, wer hier seine Füße stillhält, der muss zumindest scheintot sein. „In Dutch“, so hieß VANDERBUYSTs zweites Album, und entsprechend ist der gleichnamige Song so etwas wie das verbindende Element zwischen Album Nummer zwei und Album Nummer drei. Latent punkige Stimmung und exzellente Gitarrenarbeit – die teilweise in extremen Kontrast zu den punkigen Strophen steht – lassen „In Dutch“ zum nächsten Hit werden. „Johnny Got Lucky“ ist sehr erdig und basisch ausgefallen, ist aber ähnlich wie der Opener ein wenig zu zäh, auch wenn der Refrain recht schnell im Kopf ist und dort nicht mehr weg will. Der unspektakuläre BLACK-SABBATH-Tune „Lecherous“ hält zwar ein feines Solo bereit, weiß aber ansonsten nicht unbedingt zu überzeigen. Der Titeltrack schlägt anschließend den Bogen vom Classic Rock zur Popmusik, und das ist hier ausdrücklich positiv gemeint. Die fröhliche Stimmung – auch wenn die Band selber negiert, dass die Lyrics auch nur ansatzweise so fröhlich sind – zieht sich durch den gesamten Song, den Chorus hat man nach einmaligen Hören „drin“. Wie schon bei „Johnny Got Lucky“ trägt THE-DEVILS-BLOOD-Gitarrist Selim auch beim abschließenden „Welcome To The Night“ ein paar Gitarrentöne bei; der Song besticht durch seinen partykompatiblen Mittelteil. Eine Dose Bier in der Hand, Freitagabend, alle negativen Gedanken sind weit weg? Hier ist der passende Soundtrack.

FAZIT: Abgesehen von ein, zwei Stinkern gibt’s auf „The Flying Dutchmen“ klassischen Hardrock der feinsten Sorte. Insbesondere, wenn die Band aufs Gaspedal drückt, kommt Stimmung auf.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.12.2012

Tracklist

  1. Frivolous Franny
  2. Waiting In The Wings
  3. Give Me One More Shot
  4. The Butcher’s Knife
  5. Tears Won’t Rinse
  6. Never Be Clever
  7. In Dutch
  8. Johnny Got Lucky
  9. Lecherous
  10. Flying Dutchman
  11. Welcome To The Night

Besetzung

  • Bass

    Jochem Jonkman

  • Gesang

    Jochem Jonkman

  • Gitarre

    Willem Verbuyst

  • Schlagzeug

    Barry Van Esbroek

Sonstiges

  • Label

    Ván Records

  • Spieldauer

    39:48

  • Erscheinungsdatum

    07.12.2012

© Musikreviews.de