Seit einiger Zeit ist der sogenannte Oriental Metal ein aufstrebendes Subgenre und gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Allen voran sind es Bands wie ORPHANED LAND und MELECHESH, die mit der Vermengung von Metal und orientalischen bzw. nahöstlichen Instrumenten, Strukturen und Inhalten Erfolge feiern. Kobi Farhi, der Sänger von ORPHANED LAND hat für Century Media nun einen Sampler zusammen gestellt, der elf Bands präsentiert, die im weitesten Sinne dem Oriental Metal zuzuordnen sind.
Dabei zeigt sich vor allem, das das Subgenre Oriental Metal keiner bestimmten metallischen Stilrichtung unterliegt, sondern sich eben durch die Hinzunahme entsprechender Instrumente und Harmonien definiert. So reicht die stilistische Bandbreite auf diesem Sampler von melodischem Heavy Metal über Death Metal bis hin zum thrashigen Black Metal.
Den Anfang machen natürlich die Israelis ORPHANED LAND, ihr "Sapari" ist eine Art Signature Track und ein ein toller Ohrwurm, der nahezu perfekt Metal und nahöstliche Melodien und Rhythmen miteinander kombiniert. AMASEFFER stammen ebenfalls aus Israel und spielen leicht symphonischen Progressive Metal mit ägyptischen Motiven in Text und Musik, hervorzuheben ist hier vor allem der starke Gesang, den ein Meister seines Fachs beisteuert, nämlich der Schwede Mats Levén. "Deus Vult" von ARKAN aus Frankreich startet mit Lautenklängen bevor recht hartes Riffing einsetzt, der schwere, schleppende Song ist im doomigen Death Metal verwurzelt, neben vielen orientalischen Elementen fällt besonders der Gesang mit drei Stimmen auf: Growls, der typisch leicht leiernde Klargesang und eine Frauenstimme. Gute Nummer. PENTAGRAM aus der Türkei sind unter MEZARKABUL wohl bekannter, ihr Song "Lions In A Cage" stammt vom 2001er-Album "Unspoken" und ist von IRON MAIDEN beeinflusster Power Metal, für das Flair sorgen Flöten und Gitarrenharmonien. Der etwas dünne Sound des Songs wird durch den guten Solopart wieder wett gemacht.
Die Reise geht mit MYRATH nach Tunesien, die Band dürfte dem einen oder anderen geläufig sein. "Merciless Times" ist eine ordentliche, eingängige Melodic-Metal-Nummer mit guten Percussions. Der erste schwächere Song stammt von ALMANA SHCHORA aus Israel, die hierzulande bislang wenig bekannt sind, obwohl sie seit 1991 existieren. Die Nummer ist eher im Dark Metal mit heiserem Gesang zu verorten und lässt an Wiedererkennungswert und Hooklines missen. Mit "The Taste Of Betrayal" gibt es ein melodisches Instrumental von NERVECELL, das allerdings nicht repräsentativ für den Death Metal der bekanntesten Band Dubais ist. KHALAS aus dem nordisraelischen Akkon bezeichnen sich selbst als Arabic Rock Orchestra. Ihr Song "Haz El Adala Mayel" ist mit dem markanten Leiergesang recht anstrengend und in der rhythmischen Struktur sperrig und hat einen vergleichsweise schwachen Sound. Bei den technischen Death Metallern NILE aus den USA sind mehr die Inhalte als die Musik selbst dem Oriental Metal zuzuordnen. Auch "Kaffir" hat nur wenige nahöstliche Elemente in der Musik selbst, die Gitarrenläufe sind etwas ausgefallener und ein Gesangspart sorgen dafür, dass der Song trotzdem noch berechtigt auf diesem Sampler ist. Wenn MELECHESH eh schon zu den Lieblingsbands gehören, ist es klar, dass "Grand Gathas Of Baal Sin" auch ein Highlight dieser Zusammenstellung ist. Thrashiger Black Metal mit aberwitzigen Gitarrenläufen in einer Art und Weise, wie eben nur MELECHESH musizieren. Den Abschluss macht mit "Fountains Of Muses" von SAND AURA aus Ägypten ein Instrumental, in das die berühmte Melodie hebräischen Volksliedes "Hava Nagila" eingewoben ist.
FAZIT: Wenn man die Berichterstattung über Metalbands aus nahöstlichen und arabischen Ländern verfolgt hat, weiß man, dass "Oriental Metal" nur einen kleinen Einblick in diese interessante Metalvariante gibt, zumal eine schon recht bekannte Band wie THE KORDZ fehlt. Wer sich jedoch zum ersten Mal mit dieser Musik beschäftigen möchte, bekommt hier einen guten Eindruck darüber, was man unter Oriental Metal alles verstehen kann.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.04.2012
Century Media / EMI
51:57
24.02.2012