Das wahrscheinlich wichtigste, auf jeden Fall aber das erfolgreichste DEEP PURPLE-Album ist in diesem Jahr 40 geworden. Der große Erfolg des sechsten Studiowerks der Engländer hängt natürlich auch unmittelbar mit dem dort enthaltenen "Smoke On The Water" zusammen, aber auch die anderen Klassiker der Scheibe wie "Highway Star", "Lazy" oder "Space Truckin’" haben die nachfolgenden Musiker-Generationen entscheidend mit beeinflusst. Diverse Szenegrößen sehen das genauso und huldigen zu diesem Jubiläum den Hardrock-Vorreitern. Im Gegensatz zu anderen ähnlichen Projekten finden sich auf dieser Hommage, zu der im Booklet der Musikjournalist Mark Blake vom 'Classic Rock Magazine' die Liner Notes verfasst hat, auch tatsächlich ausschließlich große Namen und renommierte Kollegen. Coversongs von IRON MAIDEN und METALLICA etwa sind ja nicht gerade alltäglich. Etwas schade dabei nur, dass MACHINE HEAD (also die von und mit Robert Flynn) nicht vertreten sind, denn das hätte ja schon irgendwie gepasst...
Dass dieses Tribute-Album zugleich als Ehrerbietung (von denen sicherlich noch speziellere folgen werden) an den kürzlich verstorbenen Jon Lord dienen kann, ist ein unerfreulicher Nebeneffekt. Und dass man dessen Tastenklänge vermisst, haben fast alle Songs auf dieser CD gemeinsam, zumal diese oftmals auch ohne Keyboarder bzw. Organist umgesetzt wurden.
Der bekannteste Song von DEEP PURPLE und zugleich einer der Rock-Klassiker schlechthin mit dem wohl bekanntesten und meistgespielten Gitarrenriff aller Zeiten eröffnet (fälschlicherweise) den Rundling. Bei der Interpretation von Carlos Santana und Sänger Jacoby Shaddix (PAPA ROACH) klingt besonders die Gitarre schön intensiv und verspielt und mit Prägung vom Altmeister des Latin Rock, der Gesang bleibt hingegen eher unauffällig.
Danach folgt dann aber die tatsächliche, ursprüngliche Songreihenfolge von "Machine Head". Den eigentlichen Album-Opener "Highway Star" haben CHICKENFOOT auf ihrer ersten Tournee als Zugabe im Programm gehabt und ihre dabei entstandene Live-Version ist wirklich klasse. Die Jungs, allen voran der screamende Sammy Hagar und Joe Satriani mit seinen Soli (der die Nummer ja auch schon mit Purple live gespielt hat, als er 1993 auf der "The Battle Rages On"-Tour für Ritchie Blackmore eingesprungen ist) haben es halt einfach drauf und ihre Spielfreude weiß auch durch die Wohnzimmerboxen anzustecken.
Ihr CHICKENFOOT-Kollege Chad Smith (auch RED HOT CHILI PEPPERS) hat sich zusammen mit Glenn Hughes "Maybe I´m A Leo" vorgenommen. Alleine durch die prägnante Stimme des Ex-Purple, der den Song als 'Zweitsänger' hinter David Coverdale dort sicher nie gesungen hat, bekommt die Nummer trotz des markanten Riffs schon ein eigenes Gesicht und auch seine Nebenleute werden der Aufgabe bestens gerecht.
Der Gesang von Zakk Wylde ist auch bei "Pictures Of Home" von BLACK LABEL SOCIETY das Auffälligste, während man sich hier in der Instrumentierung die Hammond von Jon Lord besonders herbeiwünscht.
Bei den KINGS OF CHAOS macht alleine schon die Besetzung Joe Elliott/Steve Stevens/Duff McKagan/Matt Sorum neugierig. Eigentlich haben sich die Herrschaften (zu denen normalerweise auch noch Glenn Hughes, Gilby Clarke und Sebastian Bach gehören) ja nur für Live-Shows, bei denen man wiederum nur Rock-Klassiker zu spielen gedenkt, unter der Königsflagge zusammengetan. Der hier aufgenommene Song könnte also eine einmalige Sache sein. Ihr "Never Before" ist allerdings doch ziemlich harmlos ausgefallen - wobei das Original auch nicht gerade zu den spannendsten Purple-Tracks zählt, auch wenn er damals die einzige Single des Albums war.
Die vermeintlich kreativste Arbeit haben die Alternative-Progger FLAMING LIPS abgeliefert. Ihr "Smoke On The Water" in der schrägen Elektro-Space-Variante ist mal was anderes und durchaus interessant - aber auch nur kurz und für den reinen Hardrock- bzw. Purple-Fan schnell unhörbar.
"Lazy" von Jimmy Barnes und Joe Bonamassa ist genau so fett und intensiv, wie man es von diesen Vollblutmusikern erwartet hat und mit knapp neun Minuten noch deutlich länger als das eh schon nicht schmale Original. Highlight!
Lässt man die FLAMING LIPS außer Konkurrenz laufen, werden IRON MAIDEN mit "Space Truckin'" - aufgenommen während der "A Matter Of Life And Death"-Sessions, aber bisher unveröffentlicht - unerwarteterweise Tabellenletzter. Besonders Bruce Dickinsons Stimme will irgendwie so gar nicht zu der Nummer passen und auch insgesamt klingt das arg flach und von der Marke 'mal so schnell hingespielt'. Hätte auch gerne im Archiv bleiben können.
Ganz am Ende steht dann mit der Ballade "When A Blind Man Cries" ein ehemaliger Non-Album-Track, der ursprünglich nur als Single-B-Seite diente, aber richtigerweise eng mit "Machine Head" verbunden ist. Diese Coverversion wird wahrscheinlich auch das größte Aufsehen erregen, da sich METALLICA der Nummer angenommen haben. Und das machen sie gar nicht mal so schlecht, auch wenn man an die Intensität des Originals bei weitem nicht herankommt. James Hetfield überrascht mit gefühlvollem Gesang und als sie am Ende an Tempo und Wucht zulegen, machen sie tatsächlich fast noch eine typische Eigennummer draus. Könnte glatt ein Hit werden, so wie es ihnen früher mit dem Cover von "Whiskey In The Jar" gelungen ist.
Blöd: Die Import-Version enthält mit "Highway Star" von Glenn Hughes, Steve Vai und Chad Smith noch einen zusätzlichen Song, den man uns verwehrt. Für ein Tribute-Album ist die Spieldauer der CD mit 46 Minuten zudem auch nicht gerade ergiebig und da man sowieso nicht strikt auf Neueinspielungen gesetzt hat - der Santana-Song war bereits vor zwei Jahren auf dessen "Guitar Heaven"-Album enthalten und wie erwähnt ist auch die Maiden-Nummer schon ein paar Jahre alt - hätte man (jetzt mal unbeachtet eventueller rechtlicher Probleme) den Platz der CD auch ruhig voll ausnutzen können. Es existieren schließlich schon reichlich andere (und zum Teil bessere) Coverversionen zu den Songs, die hier bestens gepasst hätten. Spontan fallen mir da etwa ein: "Lazy" von Yngwie Malmsteen & Joe Lynn Turner, "When A Blind Man Cries" von Axel Rudi Pell, "Highway Star" von Metal Church, "Space Truckin'" von Kip Winger & Tony MacAlpine oder von Dream Theater oder von Overkill...
FAZIT: Das Original-Album braucht man als Hardrockfan natürlich, zu dem diese Tribute-Scheibe letztlich nur eine Randnotiz ist. Aber sie taugt, um die Bedeutung des Originals mal wieder in Erinnerung zu rufen und gehört trotz einiger Fehlgriffe dennoch zu einem besseren Vertreter ihrer Art.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2012
Eagle Records
46:32
21.09.2012