"Rock Attack Vol. 1" ist ein Projekt des Labels Fastball Music in Zusammenarbeit mit den beiden Printmagazinen Rocks und Break Out. Damit soll vor allem jungen, aufstrebenden Bands die Möglichkeit gegeben werden, sich zu präsentieren, denn neben recht vielen unbekannteren Bands hat man auch einige namhafte Acts auf diesen Sampler gepackt, die wohl als Zugpferde dienen sollen. Die Idee soll auch mit ähnlich konzipierten Konzerten im Kölner Raum vertieft werden. Inwieweit das funktioniert, wird sich zeigen.
Der gut zweieinhalb Stunden lange Sampler ist stilistisch aufgeteilt in eine CD "Rock" und eine "Metal", die eher härtere Bands featuren soll. Warum aber Bands wie EDGUY und KRYPTERIA auf "Rock" gelandet sind, während BLOWSIGHT auf "Metal" stehen, ist etwas verwunderlich. Weitere bekanntere Acts auf der ersten CD sind SUBWAY TO SALLY, HARDCORE SUPERSTAR, VICTORY und MEGAHERZ, die bereits erwähnten Zugpferde. Die Songs dieser Bands sind allerdings alle Albumtracks und Raritäten oder gar unveröffentlicht. TRI STATE CORNER sind einer der Bands, die durchaus das Zeug zu mehr Bekanntheit hat, auch weil die Band mit der griechischen Bouzouki ein ungewöhnliches Instrument einbringt. Auch noch recht bekannt sind die Progrocker SUBSIGNAL, die ehemalige SIEGES-EVEN-Mitglieder in ihren Reihen haben. Ordentlichen, melodischen Hardrock aus deutschen Landen gibt es mit HUMAN ZOO, bei MIRRORED IN SECRECY macht man eher eine Schublade mit dem Begriff "Gothic" auf dem Schildchen auf. Ihr düsterer Rock ist beim Stück "Never Enough" aber nichts besonderes. Den ersten wirklichen Tiefpunkt setzt eine gewisse CORA LEE, die in der gleichnamigen, sehr flachen Rocknummer einen "Rock N Roll Megastar" vermisst. Die TIDE RIDERS machen einen auf RAGE AGAINST THE MACHINE, SKIP ROCK spielen Bikerrock, bei dem der Sänger leicht an Blackie Lawless (W.A.S.P.) erinnert. Punkiger wird es bei ROCK N ROYAL, während XCLAYM das "Rock N Roll Radio" laut aufdrehen - auch stilistisch. MAXXWELL zocken klischeehaften Hardrock, SKUM nerven mit langweiliger MOTÖRHEAD-Schlagseite und YOUFAILME haben sich auf zeitgemäße Screamo/Alternative-Sounds auf die Fahne geschrieben. Was die meisten Songs in der zweiten Hälfte gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie kaum mitzureißen in der Lage sind und sich kein wirklich vielversprechender Newcomer herauskristallisieren kann.
Auf der "Metal"-CD sieht es, das sei vorweggenommen, nicht besser aus. Eher im Gegenteil. Die bekanntesten Bands hierauf sind die Schweden BLOWSIGHT (und die sind noch ekelhafter als SONIC SYNDICATE) udn TOKYO BLADE, die ollen NWOBHM'ler sind hier allerdings auch stilistisch völlig geplatziert. Denn auch wenn die zweite CD mit "Metal" betitelt ist, dürften hier vorwiegend die Hörer zeitgemäßer Stromgitarrenmusik gefallen finden und eben nicht der Hörer von traditonellen Metalsounds. Wer sich im Spannungsfeld zwischen Under- und Overground auskennt, wird sicherlich schon über Namen wie SOBER TRUTH, ENSIREAL (guter Prog Death) und LEVIATHAN gestolpert, den Rest der Bands auf CD 2 kennt man dann eher zufällig. DOMAIN OF DECAY sind bemüht, ihrem Metalcore mit vielen melodischen Parts neue Facetten hinzuzufügen. NEW DAMAGE bemühen sich um einen progressiven Anspruch, SPOILER legen Wert auf Drive und Groove. Härter wird es bei HOPELEZZ, sie stehen für modernen, melodischen Death Metal. Der Thrash'n'Roll von VAGABOND ist ziemlicher Schrott und vermutlich nur bei 2,4‰ lustig, erträglicher ist der Gothic Metal von RAVENBLACK. Auch FAR BEYOND haben sich düsteren Metalklängen verschrieben, klingen aber zu sehr nach dem Ein-Mann-Projekt, das sie sind. Der zeitgemäße Metal von SENSES MAY WITHER lässt genauso Eigenständigkeit vermissen, wie der von SUPREMACY und IN DECEMBER. Das schlecht produzierte Stück der Melodic Death Metaller CAUSE FOR CONFUSION erregt ein bisschen Mitleid, am ehesten noch vielversprechend sind die Beiträge von THALAMUS (vertrackt und atmosphärisch) und FEARCE (hübsche Melodioen und Alternative-Schlagseite.
FAZIT: Das Konzept scheint ein bisschen fragwürdig. Man vertraut offenbar nicht darauf, dass eine Doppel-CD mit ausschließlichen Newcomer-Bands sich verkaufen ließe und packt deshalb ein paar bekanntere Bands mit hinzu. Die wiederum können auch nicht dafür sorgen, dass der Gesamteindruck vor allem durchwachsen ist und kaum eine herausstechende Perle im Material zu finden ist.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.04.2012
Fastball / Soulfood
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06.04.2012