Viel Licht, wenig Schatten gibt es auf dieser Nabelschau des rührigen Labels The Finest Noise zu hören. Here we go …
JELLY TOAST und TAIS sind sich bezüglich ihrer Tango-Rhythmen nebst zynischem, deutschsprachigem Text erstaunlich ähnlich und überzeugen beide genauso wie MORDSLAERM, ein Konstrukt aus Rap vor cleanen bis Noise-rockigen Gitarrenriffs. BRAINDEAD 5 hingegen tönen nach Onkelz für Arme, und Brüllkreisch mit mieser Produktion gibt es von BLACK SPARX. Der schrammelige Post-Hardcore von ANTIPOL wirkt ambitioniert, aber noch nicht mitreißend und zu stark an Vorbildern orientiert. SEBASTIAN ARNOLD sowie PLANKTON WAVES gefallen mit Laptop-Gezappel, YUMA mit Experimentierfreude wie neuere QOTSA.
MELOBAR sowie WANDERTAG stehen für durchaus positiv biederen Mädchen-Rock, MEXICOLA für okay geratenen Post-Grunge, und PUNCHERS PLANT für sehr guten Skatepunk amerikanischer Couleur. RENE FINN & FRIENDS erinnern an Radio-Formatrock der Neunziger, RIOT FOR CANDY an schmissigen Songwriter-Stoff moderner Machart, und THE BARCODES riechen leider nur wie ein schwacher R.E.M.-Wiedergänger. Mit dem Abschluss von PARAMOUNT GREYHOUND – Orgel und Nick-Cave-artiger Gesang – ist wieder alles im Lot.
Sampler besprechen ist eigentlich müßig, zumal hier sehr viele Stile geboten werden und niemandem alles gefallen wird. Generell steht jedoch fest: Der Kader des Labels besitzt seine Stärken nicht im Metal-Bereich, sondern in allem, was man weitläufig als Indie bezeichnet – junge und junggebliebene Musik, die im Idealfall ohne Machismo auskommt, aber auch die Hornbrille von der Nase lässt.
FAZIT: Für wenig Geld gibt es viel Musik, deren Erwerb im Zeitalter von YouTube und Co. fragwürdig bleibt, doch dies ändert nichts daran, dass man wie immer angenehme neue Bekanntschaften mit einem Sampler von The Finest Noise machen kann.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.03.2012
The Finest Noise / Radar
68:18
25.02.2011