Die liebgewonnene Tradition der Sampler aus dem Hause The Finest Noise geht weiter, und auch Nummer 26 birgt manch interessanten Ansatz sowie eher verzichtbare Offerten.
MARTHA und PENTA-TONIC stehen für relaxten Deutschrock mit Texten abseits des Revolverheldentums, letztere sachter mit einer tragischen Note. HERTZSCHLAG haben klanglich etwas von Nu-Metal, gemahnen textlich jedoch an klugscheißernden Hornbrillenrock der Hamburger Schule - ziemlich seltsam. Mit der ebenfalls deutschen Band SCHATTENSPIEGEL bietet der Sampler ein spätes Ausrufezeichen mit Streichern und verhaltenem Bombast nebst traditioneller Hardrock-Leadgitarre.
ANOTHER PROBLEM schieben Breakdown Galore und Geriffe ohne Nachhaltigkeit mit zugegebenermaßen herrlich fiesem Sänger, während BLOODSPOT forsch death-thrashen und genauso wenig bleibenden Eindruck hinterlassen. Dann lieber UNKNOWN FACES, die poppig rocken, wie man es zwischen Eighties und Nineties im Radio getan hat – Mucke mit Seltenheitswert und warmen Vocals, auch wenn die Gitarrenarbeit wahlweise schrullig oder billig wirkt. THE JUNKTONES spielen Punkrock mit schlechten Melodien und Instrumentalarbeit vom Allerbasischten, und das grausam schiefe, dilettantisch klingende Geschraddel von KOMMANDO PETERMANN sowie DÄSDRACTION K ist nur ein schlechter Scherz.
ARE YOU GREAT klingen ein wenig wie kleine Brüder von MUSE, auf jeden Fall aber britisch und generell klasse, gerade wegen des dramatischen Endes ihres Songs. BLACKOUT PROBLEMS und FEATHERLIKE tönen hingegen – letztere wie der Name suggeriert – etwas nach Shoegaze und zu beliebig, was sich von den bei uns bereits gut aufgenommenen STARFISH PRIME nicht behaupten lässt. BARONS BALL sind auch 2012 keine klassische Rockband, die man hören muss – Biedermann pur und langweiliges Songwriting trotz netter Orgel nebst Pianoklimpern, was GRAVITY RAIL bei gleichen Vorzeichen erst gar nicht bieten können – zum Weiterskippen. PENNYFLY SUITCASEs Postrock verleitet gleichsam zum Achselzucken.
YOGY wollen Schweinerock mit Metal-Vocals oder so machen, scheitern aber weniger an der stilistischen Vorgabe (coole Solos) als am wirklich furchtbaren Sound, welcher auch den melancholischen Alternative von RATTLE PETE versaut. BAXTER zocken Pop-Punk zum Vergessen, obschon mit netten Chorus, und BLUESIDE eifern THE CULT und anderen finsteren Rockern mit Blues- bis Goth-Kante nach – nicht übel.
Wie immer gilt: Abgreifen oder auf der Website des Labels die Links zu den Bands anchecken.
FAZIT: The Finest Noise sollten weniger Rabaukentruppen ein Forum bieten, denn die Spürnasen des Labels liegen – der Sampler zeigt es einmal mehr – vor allem im Indie- bis Alterna-Bereich meistens richtig. Wer weiß, was die Favoriten dieses Samplers, so sie nicht schon etabliert sind, in Zukunft aushecken …?
Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2012
The Finest Noise / Radar
64:30
09.03.2012