Anstatt wie so viele Genrekollegen in Richtung bedeutungs- und planloser Improviastionen abzudriften oder aber entgegengesetzt dazu auf profane Rockstrukturen zuzusteuern, bewahren sich die seit 1997 aktiven Düsseldorfer VIBRAVOID ihren Sound, den man als Psychedelic Rock mit Köpfchen, Feingeist und Gefühl titulieren kann.
Mit dem über 13-minütigen Klopper „Gravitation Zero“ lässt man den Hörer ohne Umwege imaginär durchs All schweben, wobei die hypnotisch groovende Komposition unglaublich viele Kleinigkeiten in sich birgt und das Stück so bis zum Ende hin spannend hält. Mutigerweise folgt darauf eine Coverversion des THE HOOTERVILLE TROLLEY-Stücks „No Silver Bird“, das man perfekt und mit Sorgfalt und Respekt vibravoidisiert hat: Flirrender Synthesizer, spacige Effekte, luftiger Beat und die weiche, entrückte Stimme Christian Kochs.
Doch auch fast punkige Einflüsse („Photosynthesis In Darkness“), abgedrehte Interludien („Travelling Without Moving“), angewavete Nummern („Eruptions Of The Green Sun“), „Easy Rider“ auf LSD („Get Out Of Here“), triprauschdeliriöses Geflibber („The White Ship“ von der Band H.P. LOVECRAFT), Noise („Brainplane“), tanzbare Nummern wie das „Goa/Psytrance auf Bio“-Stück „La vie en Düsseldorf“ und exzessiver Experimentalismus wie beim abschließenden Deziminutenmonstrum „Radiation Zero“ lassen die Aufmerksamkeit des Lauschenden zu keiner Zeit verpuffen. Nicht genug damit, dass die knappe Stunde ölig schwimmender Hirnsuppe damit durchgehend interessant bleibt – VIBRAVOID gelingt es auch auf Album numero sechs, ein hohes Maß an Individualität zu erreichen. Bandvergleiche? Blödsinn. Obwohl: Kollege König hat nicht ganz Unrecht damit, wenn er die Jungens ein wenig mit alten PINK FLOYD und mittelalten HAWKWIND in Verbindung bringt.
FAZIT: Psychedelic ohne ein Krümelchen Klischee.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.03.2012
Thomas Gahlen
Christian Koch
Christian Koch
Dario Treese
Frank Matenaar
Sulatron Records
58:52
30.03.2012