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Vintersorg: Orkan

Stil: Black Metal / Prog

Cover: Vintersorg: Orkan

Man kennt es bereits von VINTERSORG und nimmt es in Kauf: Bei aller Naturverbundenheit klingt die Musik des Duos spätestens seit dem dritten Album leicht aseptisch, künstlich gar.
Es war zwar schon schlimmer als auf „Orkan“, doch generell sei dem Duo auf lange Sicht hin angeraten, in allen Belangen Frischluft von außen heranzulassen. Angesichts ihrer zielgerichteten Kreativität könnte da noch ein großer Wurf schlummern, auf den man schon seit Jahren wartet. Die Stammklientel mag widersprechen, aber nahe wie nie waren die Männer diesem Schelmenstreich während der Zeit mit DiGiorgio und Mickelson.

In medias res: Die Synthesizer und Kitsch-Pauken in „Istid“ gehen gar nicht, und die Flöte – sicherlich auch nicht echt – säuft im Mix ab. Besser zum Tragen kommt später das Gebimmel von „Ur stjärnstoft är vi komna“, doch ohnehin ist dies alles nur Makulatur: VINTERSORG haben noch nie den Fehler begangen, kompositorischen Schmus mit Gimmicks aufzuhübschen; ihre Stücke tragen sich von selbst und funktionieren zum überwiegenden Teil vermutlich auch rein akustisch.
Da muss „Polarnatten“ nicht quasi „Die Zauberflöte“ mit Black-Metal-Urwuchs verschränken oder mit dem leicht ziellosen „Myren“ auf Pseudoklassik gesetzt werden, wiewohl diesen Stücken trotzdem ein hoher Wiedererkennungswert zugemessen werden darf, womit wir wieder beim schreiberischen Geschick des Projekts wären.

Genug gemeckert: Die Refrains sind zu Recht das Salz in der Suppe, und die Stimme des Frontmanns das Merkmal. Generell attestiert man VINTERSORG freimütig den Hang zur Konsolidierung. Die Herren müssen niemandem mehr etwas beweisen und scheuten sich sowieso nie vor ihrer Prog-Geilheit. Wäre die Produktion wie angedeutet lebendiger, würde man besser hören, wie weit die Dynamikmöglichkeiten ausgereizt werden. Das vorübergehend thrashende „Havets nåd“ verhehlt nicht, dass die Künstler Verfechter alter Werte sind: zahllose Brüche und Instrumentalparts, ohne das die Tracks zerfransen würden, reißerische Solos und immer wieder unnachahmliche Melodien.

Den stärksten Folk-Bezug stellen die letzten beiden Stücke her, und selbst dies nur noch marginal, aber die schrägen Wissenschaftszeiten, die hier und dort verdammt wurden („Visions From The Spiral Generator“ ff.), scheinen endgültig vorbei zu sein. Mit dem Titelstück ist VINTERSORG im Übrigen ein famos herzliches Highlight gelungen, und für den Rest gilt im Prinzi die Floskel: Die Musiker stagnieren auf hohem Niveau, denn „Orkan“ gibt oder nimmt den unmittelbaren Vorgängern nichts, und das ist durchaus auch eine Leistung.

FAZIT: Im Nordic Prog Metal mit schwarzen Wurzeln stehen VINTERSORG weiterhin allein auf weiter Flur. Auch „Orkan“ ist ein wunderbar entspanntes, aber dennoch aufregendes Album für viele Hördurchläufe, nicht perfekt, aber unaffektiert. Die albernen WINTERSUN gehen kacken, die Metsäufer sowieso.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.07.2012

Tracklist

  1. Istid
  2. Ur stjärnstoft är vi komna
  3. Polarnatten
  4. Myren
  5. Orkan
  6. Havets nåd
  7. Norrskenssyner
  8. Urvädersfången

Besetzung

  • Bass

    Mr. V

  • Gesang

    Mr. V

  • Gitarre

    Mattias Marklund

  • Keys

    Mr. V

Sonstiges

  • Label

    Napalm Records / Edel

  • Spieldauer

    50:33

  • Erscheinungsdatum

    29.06.2012

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