Ohne das Arschloch heraushängen zu lassen. Sagt man den Bayern innerhalb Deutschlands Spießigkeit nach, bietet sich ein Genre wie Metalcore quasi an, wenn man in diesem Bundesland als Musiker jung und wütend ist, doch Spaß beiseite: Für eine Band, die noch kein Jahr unterwegs ist, reißen VIRTUE CONCEPT nachgerade vom Hocker, so man sich auf Breakdown, Brüllkreisch und Stakkato mit allem Für und Wider versteht.
Der Sound von DEADLOCKs Sebastian Reichl, der auch in „Grey Days“, einem abgehackten Monster von Genre-Song, zu hören ist, hebt die Gruppe vorneweg über den Durchschnitt. Da nimmt man ihr auch nicht krumm, dass sie in „Shutdown Of Existence“, an sich einem gefälligen Track mit Mut zur Postcore-Kreativität, geradezu fratzenhaft überzeichnet, was diesen Stil ausmacht. Eingängigkeit ist im Gegensatz zu dem schmissigen Opening-Zweier in „Treasure Hunt“ weniger gegeben. Man wagt sich allerdings kaum vorzustellen, wie cool der melodische Refrain mit einer ebensolchen Stimme wäre. Diese bleibt uns nämlich bei VIRTUE CONCEPT erspart, und Fronter Raphael hat im gegebenen Rahmen ein auffallend ausdrucksstarkes Organ, das tatsächlich auch wütend klingt.
„Black Sand“ und „Awake“ sind die obligatorischen Skandi-Death-Verbeugungen inklusive hymnisch melancholischem Unterton und dementsprechend austauschbar. Schön zu hören ist allerdings, dass die Band zu Recht zwei Gitarristen zur Besetzung zählt, denn die Herren spielen sich die Lead-Bälle häufiger zu, wo andere nur Morsecodes vor sich herschieben. Okay, in „Bloodline“, dem einzigen Ausrutscher der Platte, können auch sie es nicht lassen. Danach geht es nur verhalten aufwärts, denn „The Ark“ nach einem Zwischenspiel sowie „Vicious Circle“ mit halbseidenem Bombast-Mittelteil wissen nicht in dem Maße zu überzeugen wie die erste Hälfte. Mit dem thrashigen und rhythmisch teils vertrackten Finale „The Law Of The Jungle“ ist aber wieder alles im kalkulierten Lot.
FAZIT: VIRTUE CONCEPT dürften angesichts ihrer forschen Entwicklung und falls sie sich zur Öffnung ihres Konzepts (bei dem Bandnamen immerhin) besinnen, bald eine in und um Deutschland herum federführende Band sein. Vorerst bleiben sie die x-te Metalcore-Kapelle, zum Glück aber ohne Schmalz-Pathos und stattdessen mit fester Erdung und hehren Werten: Spielfreude, Zorn und farb- beziehungsweise Fleischtunnel-freie Körper.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.05.2012
Johannes Eisenreich
Raphael Grunow
Michael Pfeilschifter, Felix Eckmeder
Christian Priol
Monster Artists / Soulfood
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25.05.2012