"Besser spät als nie" dachte sich das Label und reichte Ende 2011 noch die Promo zum Mitte des Jahres erschienenen WALDGEFLÜSTER-Zweitwerk "Femundsmarka - Eine Reise in drei Kapiteln" nach. "Femundsmarka" ist ein Nationalpark in Norwegen und die beiden Protagonisten haben die Erfahrungen ihrer Trekkingreise durch diese Landschaft musikalisch umgesetzt.
Der Hörer ist also angehalten, die beiden Musiker auf ihrer Reise gedanklich zu begleiten, was akustisch dadurch umgesetzt wird, dass immer wieder Geräusche aus der Natur zu hören sind. Zwitschernde Vögel, Schritte auf dem Boden, Wind, Regen - es ist nicht schwer, seine Gedanken schweifen zu lassen und sich vorzustellen, wie es sich durch die norwegische Natur wandern lässt. Musikalisch begleitet von stimmungvollen Akustikgitarren, Klavierklängen und Streichern, vorwiegend in Pro- bzw. Epilog und den Interludien. Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille, die andere ist der pagan-lastige Black Metal, den WALDGEFLÜSTER in den drei eigentlichen Kapiteln zelebrieren.
Melodisch, elegisch, schwelgerisch, das sind die Hauptattribute, die auf die langen Kompositionen zutreffend sind. Aggressiv sind WALDGEFLÜSTER dagegen selten bis gar nicht, selbst in den schnellen Passagen nicht. Die flirrenden Gitarren haben dann eher ein hypnotisierende, als eine aufpeitschende Wirkung. Ein leichter Hang zur kitschigen Schunkeligkeit zeigt sich in den Momenten, in denen es folkloristischer zugeht, da wirken die klaren Gesangslinien etwas zu pathetisch. Viel besser gefallen da die Momente, in denen die melancholischen Melodien nachdenklich machen. Allgemein kann auch der tiefgehende Gesang überzeugen, zumal Winterherz und P. darum bemüht sind, verschiedene Stimm- und Gesangsvarianten sinnvoll einzuarbeiten. Insgesamt leben die Songs aber von einer abwechslungsreichen Detailfreude und von ihren ausladenden Arrangements, die dazu einladen, seine Alltagsgedanken los zulassen und sich vorzustellen, wie Seenland, Steinwüsten und Fichtenhain aussehen mögen.
Während vor allem die akustischen Passagen klanglich voll überzeugen, ist der Sound in den härteren Momenten leider nicht optimal. Wenn es harscher wird, müssten die Gitarren scharfkantiger klingen und insgesamt ist das Klangbild ein bisschen dumpf und matschig geraten. Hier hätte man dem guten Songmaterial noch ein bisschen mehr Wirkung verleihen können.
FAZIT: Irgendwo zwischen NOCTE OBDUCTA, MOONSORROW und den klassischen Ein-Mann-Kapellen angesiedelt, können WALDGEFLÜSTER mit ihrem naturnahen, leicht folkloristischen Black Metal jeden Baumkuschler überzeugen, wer es garstiger braucht, wird hier aber nur bedingt fündig.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.01.2012
Winterherz, P.
Winterherz, P.
Winterherz
Black Blood / Soulfood
52:28
27.05.2011