Manchmal kommen sie wieder: Nach einer langen Pause ist Lars Stavdal spätestens mit „Ceremony Of Ascension“ wieder auf den Geschmack gekommen. WALLACHIA, die sich zur Mini-Kultband aufgeschwungen haben wie alle, die irgendwie schön und selten sind, haben an ihrer Rezeptur wenig geändert, aber ihr bombastischer und dennoch nicht kitschiger Black Metal muss gar keine Wandlungen vollziehen, um anzusprechen.
„Shunya” verfügt über eine latent spacige Atmosphäre, wo die instrumentale Darbietung ansonsten eher hausmännisch anmutet. Kratzige Transistoramp-Gitarren schrubben konservativ norwegisch, Lars knattert mit Schleim auf den Stimmbändern angeblich introspektive Texte, und der Keyboard-Versatz macht die recht kompakten Stücke noch zudringlicher, als es manch anheimelnde Melodie vermag. Nach dem noch unauffälligen Opener „Dual Nothingness“ ballert „Gloria In Excelsis Ego“ mit neoklassischen Passagen ins Langzeitgedächtnis, und die Breaks sitzen sicher wie die zuletzt 1995 angezogene Lederhose.
Die Chöre und melodischen Gesangsversuche (ein Stimmakrobat ist der Protagonist nun nicht gerade) sind hier wie später das Salz in der Wurstsuppe, obwohl dem Hörer das spirituelle Konzept und die vermeintlich orientalischen Einflüsse auf die Texte egal sein können und werden. WALLACHIA sind zu unverkennbar in den Neunzigern verhaftet, um der Black-Metal-Intelligenzia mehr als ein Naserümpfen abzutrotzen, aber das macht sie umso sympathischer. Das getragene „Ksatriya“ sowie das ähnlich gelagerte „Hypotheist“ spannen aber dennoch einen Bogen übers Genre hinaus, wo „Enlightened By Deception“ zum Teil recht mechanisch und tödlich beeinflusst klopft. Die Hooklines kommen den Musikern aber trotzdem nicht abhanden, im verspielten „Nostalgia Among The Ruins Of Common Sense“ sowieso nicht.
Die letzten beiden Stücke, vor allem „Harbinger Of Vacuumanity“, klingen zwar nicht so zwingend wie der Rest, doch dies liegt abgesehen vom eher durchschnittlichen Sound in der Natur der Sache: Wäre „Shunya“ noch vor dem Jahr 2000 herausgekommen, hätte es niemanden die Fjorde hinaufklettern lassen; heute stellt es einen fast erfrischenden Anachronismus dar.
FAZIT: Bewährte Kost im Bereich Black Metal gefällig, Spurenelemente aus der Kitsch-Küche, aber im erträglichen Maße? Stringentes Songwriting ebenfalls, wenn auch mitunter zu lange auf produktionstechnischer Sparflamme köchelnd? WALLACHIA haben sich in dieser Disziplin mindestens drei Sterne verdient.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2012
Lars Stavdal
Lars Stavdal, Stefan Traunmüller
Lars Stavdal
Stefan Traunmüller
Thomas Kocher
Caroline Oblasser, Anna Oklejewicz (Strings), Paal André Sandnesmo (Orchestrierung)
Debemur Morti / Soulfood
39:49
16.11.2012