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When Icarus Falls: Aegean

Stil: Post Hardcore

Cover: When Icarus Falls: Aegean

Es muss an den Bergen liegen, dass im angrenzenden Südeuropa soviel massiver Metal mit Postcore-Schlagseite gespielt wird. Auch diese Schweizer haben sich getragenen und tragischen Melodien, vergeistigten Konzepten und Knurrhahn-Gesang verschrieben.

„Aegean“ ist ein Konzeptalbum über die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross und deren Konzept von den fünf Phasen des Sterbens. Dementsprechend schwermütig geht es bei WHEN ICARUS FALLS zu, Kumpels von ABYSSE übrigens. Das knapp gehaltene Eröffnungsstück „A Step Further“ fungiert als Intro mit Aufbruchstimmung und allen Faktoren, die Gruppen wie NEUROSIS einmal spannend gemacht haben: ein griffiges Hauptriff und darüber ebensolche Melodien zugunsten der Wiedererkennbarkeit, denn Mikrofonmann Diego grollt völlig austauschbar vor sich hin.

Das zehnminütige Titelstück – neben dem noch ein wenig längeren Finale „Hades“ der Schlüsselsong der Scheibe – führt dieses Prinzip weiter, bringt aber auch verloren unverzerrte, minimalistische Passagen mit ins Spiel. Aus diesen Tälern hievt sich die Gruppe umso dynamischer in epische Höhen, postrockiges Gitarrenflirren nicht ausgeschlossen. Erst mit dem Doppel „Acheron – Eumenides“ stellen WHEN ICARUS FALLS frische Klangfarben bereit: die Gitarren-Slides versprühen im allgemein desolaten Soundbild Wüsten-Flair, bevor das alte Prozedere weitergeht, wenngleich die Band gut daran tut, ihr Walzen immer wieder aufzubrechen und sich dadurch ein Stück weit die Identität, aber auch durchaus veritable Unterscheidbarkeit ihrer Kompositionen zu bewahren.

Nach diesem eher bedrohlichen Wust läutet das irisierende (so klingt's eben) „The Asphodel Meadows Part 1“ mit „What We Know Thus Far“ ein dringliches, relativ treibendes Stück ein („Tear Of Daedalus“, sein Rattenschwanz, ist Rauschen mit Klavier und heiseren Verlautbarungen). Es ist mit seinem Groove und Zug nach vorne der unverhoffte Höhepunkt eines etwas zu konservativen Album geworden, mit dem Genre-Hardliner nichts falsch machen, während sich Verächter bestätigt fühlen …

… und dabei vielleicht zu Unrecht ein wenig von WHEN ICARUS FALLS' Gespür für Drama, Fluss sowie kontrastierende Stimmungen unter unter den Tisch kehren, aber nun gut: Wer schnellen Zugang sucht, tut dies zu Recht in anderen Genres.

FAZIT: Post Hardcore und Doom mit allem Für und Wider: „Aegean“ entspricht stilistisch allen Konventionen, die einschlägige Namen etabliert haben, überzeugt aber mit durchgängig spannenden Kompositionen, die der neusten CULT OF LUNA etwa deutlich überlegen sind.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.11.2012

Tracklist

  1. A Step Further
  2. Aegean
  3. Acheron – Eumenides
  4. The Asphodel Meadows Part 1
  5. What We Know Thus Far (An Inner Journey)
  6. Tears Of Daedalus
  7. Hades

Besetzung

  • Bass

    Claude Humbert-Droz

  • Gesang

    Diego Mediano

  • Gitarre

    Luis Cordeiro, Yann Cottier

  • Keys

    Xavier Gigandet

  • Schlagzeug

    Xavier Gigandet

Sonstiges

  • Label

    Headstrong

  • Spieldauer

    43:12

  • Erscheinungsdatum

    21.09.2012

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