Wie macht man alles richtig und doch gleichzeitig alles falsch? Indem man ein Album wie „This Is The Six“ auf den Markt wirft. Denn einerseits bringt das Debüt der Engländer alles mit, was ein gutes, modernes Metal-Album mitbringen sollte: Härte, Dynamik, Druck, Melodiosität, Aggressivität und Abwechslung.
Attribut eins wird durch die derben Grooves und die geschickt gesetzten Breaks garantiert, während die vielen Tempo- und Lautstärkewechsel das zweite liefern. Der Druck ist vor allem der Produktion zu verdanken, und auch die Merkmale numero vier bis sechs, die sich allesamt überschneiden und einander bedingen, sind dank des Songwritings gegeben. Mal etwas Posthardcore und Hardcore ohne Post, Indie-Spirit, Pop und progressive Ansätze sorgen für Frische, und eigentlich wäre alles in Butter.
Aber: Aber.
„This Is The Six“ hat zu viel von Wollen. Von Erzwingen. Von Konstruieren. Egal, ob gerade die Metalkeule geschwungen, Hardcore-Vollgas gegeben, einen auf Brit-Chic gemacht wird oder eingängig und schmissig Pop-Singalongs dargeboten werden - es vergeht kaum eine Minute auf diesem Album, die nicht gekünstelt wirkt. Ebenso ist die Produktion trotz aller Professionalität und Effizienz derart artifiziell, dass man meinen könnte, die Scheibe sei mit Skalpell in hochstrilen Umgebung Stück für Stück zusammengepuzzelt worden.
WHITE SHE SLEEPS erinnern so ein wenig an den Neunziger-Hype, als auf Viva „Metalla“ und auf MTV „Headbangers' Ball“ lief und bestimmte Bands in jeder fuckin' Sendung Airplay bekamen, ob man wollte oder nicht. Besser, toller, neuer, nochniedagewesener und sowieso vieler. Und die ganzseitigen Werbeanzeigen in der Metalpresse inklusive Titelstories sollten da nicht gefehlt haben. Und Samplerbeiträge.
FAZIT: Tastes like Industrieware. WHILE SHE SLEEPS sind die Tütensuppe, das Fertiggericht, das Convenience Food der harten Musik. Sie sind die tongewordene Antwort auf eine fiktive Marktanalyse. Doof nur für die, die es gerne auch noch mal hausbacken und ohne Zusatzstoffe mögen, wo der Karottenschnipsel auch schon mal schief geschnitten sein darf...
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.08.2012
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03.08.2012