Der melodische Death Metal ist seit wenigen Jahren wieder ein wenig auf dem Rückzug, die riesige Flut an Prügelplüsch der zweitklassigen Sorte hat endlich ein Ende, doch das hält einige Formationen nicht davon ab, diesem Stil treu zu bleiben.
In der „Betriebsanleitung“, die uns das Label beigepackt hat, liest man von Ähnlichkeiten zu INSOMNIUM, DARK TRANQUILLITY oder SCAR SYMMETRY und liefert somit gleich den gewichtigsten Kritikpunkt wie eine Vorlage zum Torschuss mit, denn hier haben wir es nicht einmal mehr mit Ähnlichkeiten zu tun, sondern mit melodiemeuchelstählernem Malen nach Zahlen. Und da zum Zeitpunkt dieser Reviewschrift gerade Karneval war, werfe ich gerne auch meine „Kamelleeeee“ in Form von Bandnamen dazu: Modernere SOILWORK, blumelige IN FLAMES, SONIC SYNDICATE und DISARMONIA MUNDI.
Sicherlich meinen es die sechs Buben mit ihrem Debüt gut, aber leider bieten sie hier nicht viel mehr als ein Quasi-Tributwerk an ihre Vorbilder feil – dies zwar mit einem von Enthusiasmus und Liebe für den Moment gezeichneten Glanz in den Augen und einer beeindruckenden instrumentalen Virtuosität, verpackt in einen ausgezeichneten Sound, aber am Ende sitzt zumindest der Euch hier zuschwafelnde Hörer mit einem Gefühl der Unbefriedigung der Marke „Ja, okay, nicht übel, aber das gibt es so und besser doch zuhauf!“ da - zumal Alexander Otto am Mikrofon nicht gerade die beste Wahl ist, denn das heisere Gegrummel birgt weder Charisma, Power, Eigenständigkeit oder sonst irgend ein Alleinstellungsmerkmal in sich. Vielmehr klingt das Kehlenraspeln nach „Na ja, einer muss es halt machen!“, und das raubt der eigentlich ordentlichen musikalischen Leistung einiges an Durchschlagskraft. Und wer weiß, wie fett das Album rübergekommen wäre, wenn hier ein Shouter in den Apparat geschrien hätte, der so richtig aus sich heraus geht?
FAZIT: Noch ist die Band jung genug, um sich mehr Profil anzueignen, doch sollten WORDS OF FAREWELL ein weiteres Album dieser Art auf den Markt bringen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn selbiges in den Regalen des lokalen Plattendealers verstaubt. Denn Blei ist auch ein Metall.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.03.2012
Nils Urginus
Alexander Otto
Erik Gaßmus, Henrik Tschierschky
Leo Wichmann
Jonas Wübbe
AFM Records
48:12
30.03.2012