In England floriert gerade, da sich anderswo alle in Schlaghosen zwängen und esoterisch verbrämten Langweiler-Blues mit hemdsärmeligen Spielqualitäten als heißen Retro-Stoff verkaufen, eine von deftigem Metal geprägte Doom- bis Stoner-Szene. XII BOAR aus Hampshire, die ihre Songs gratis bei Bandcamp weggeben, gehören zu den coolsten Vertretern dieser Mini-Bewegung.
Das eröffnende „Smokin' Bones“, zugleich der stärkste Song, packt mit einer Abwandlung des ewigen „Breadfan“-Riffs und einem Thrash-Schwanz nebst Solo-Dauerfeuer – edel, aber vom Duktus her wie die schmutzigeren ZEKE. Die Gruppe besticht im Gegensatz zu ihrer selbstbetitelten Debüt-EP mit besserem Sound und ausdrucksstarker Stimme. „Hellspeed Viper“ könnte mit hellerem Gesang auch auf DAWNBRINGERs „In Sickness And In Dreams“, so sehr gemahnen die Leads an das Hauptmotiv dieser Konzeptscheibe, derweil der Frontmann im typischen – man kann es nicht anders ausdrücken auch wenn der Terminus schlicht bescheuert ist – Southern-Metal-Stil heisert und bluest.
An rotzige CLUTCH erinnert „Slamhound“ dann tatsächlich, aber ohne Funk und dafür mit wiederum reißerischen Solos. „Triclops“ fällt dann mit teilweise aussetzenden Klampfen besonders dynamisch aus und orientiert sich in puncto Rhythmus an den schleppenden CATHEDRAL, wobei der lamentierende Schluss mit Feeling-Leads eine weitere Seite von XII BOAR zeigt. Das Trio sorgt momentan live für Furore und hat hiermit einen absolut konkurrenzfähigen Kurzspieler eingereicht, zumal mit originellem Stil zwischen ruppigem Gedresche (Tommy Hardrocks spielt auch eine abartig feiste Rhythmusgitarre) und SABBATH-Worship.
FAZIT: Bei XII BOAR gibt’s Spielfreude und -witz in hohen Dosen. Die Briten vermischen harten Riff- mit flottem Rotzrock und befinden sich dabei in bester Gesellschaft: Testen und gleich die Bands in ihrem Umfeld mit verhaften.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.06.2012
Adam "Bad-Dog" Williams
Tommy Hardrocks
Tommy Hardrocks
Dave Wilbraham
Eigenvertrieb
19:24
22.06.2012