Freitagabend, alle Freunde haben abgesagt, die Flamme des Herzens hat das Weite gesucht, der Döner war nur spärlich belegt, im Fernsehen kommt nur Rotz, auf Konserve hat man auch schon alles gesehen, die Videothek ist wegen Krankheit geschlossen, die Karre springt eh nicht an, der letzte Bus ist schon längst weg, die Stuhlkonsistenz ist nicht optimal, und beim genitalen Abmelken stören die Hornhautfetzen, weil die ganze Woche handwerkliche Arbeit angesagt war, bei der der Chef auch noch permanent gemotzt hat. In der Wohnung nebenan lässt sich eine Ex, die zufällig dort hin zog, von jemandem durchnudeln, der wohl mit einer fleischernen Hilti ausgerüstet sein muss. Und der Alte von untendrunter hört wohl wieder seine Adolf-Musik oder pfeift munter längst verbotenes Liedgut aus jener Zeit. Zulaufen lassen geht auch nicht, denn es haben schon alle Geschäfte geschlossen - und es ist auch nicht mal mehr der Notfallsekt da, den der Vermieter letztes Neujahr vor die Tür gestellt hat. Also pennen gehen. Zu warm unter der Decke, aber ohne Decke zu kalt. Fuck! Dann halt noch etwas ins Internet gehen und hinterher aufs Sofa hauen. Das Internet spinnt natürlich genau jetzt um 2:44 Uhr. Ok, eben gleich aufs Sofa und im neuen Buch lesen. Was? WAS? Das falsche Buch im Laden ins Regal gestellt und nun das bereits vorhandene gekauft? Frustgeladen platzt der Protagonist aufs Sofa - und ein Federkern aus dem Polster desselben. Toll, die Pyjamahose hat ein Loch. Also wütend aus ihr raus, sie in die Ecke gepfeffert und die Jogginghose aus dem Schrank geholt. Gang in die Küche, denn Wut macht Frusthunger. Nur noch ein Heringsfilet aus der Dose da? Oh Mann, dann eben das. Dose auf - und eine Schnittwunde ziert die Hand, das aus ihr laufende Blut den Sisalboden, der eigentlich seit Monaten raus sollte. Ein Pflaster muss jedoch erst mal her. Doch wo keines ist...
Scheißtag. In diesem Kontext der Superlativ eines Euphemismus.
So ähnlich muss es jedenfalls den Kaliforniern XIBALBA ergangen sein, denn deren „Madre Mia Por Los Dias“-Nachfolger „Hasta La Muerte“ ist ein übellauniger Koloss, bestehend aus unfreundlichem, schlammig-trägem, doomigem Sludge-Gekrieche, derben und stinkwütenden Uptempo-Hardcoreattacken mit leichtem Grindcoreflair und mordsaggressiven Midtempoparts. Man stelle sich einfach mal eine Melange aus BRUJERIA, CROWBAR, EYEHATEGOD, BOLT THROWER, späteren SEPULTURA und etwas Bollo-Hardcore vor, die man dann mit etwas Sunlight Studio-Spirit gewürzt hat.
Effektiv ist das Ganze ja, und XIBALBA sind auch um Variation bemüht, doch die Miesepeterei möchte einen bestimmten Horizont nicht überschreiten, und das sorgt zusammen mit den eindimensionalen Vocals von Frontkotzer Nate für recht bald eintretende Ermüdungserscheinungen.
FAZIT: Grummeln und Zetern kann zwar befreiend sein, doch zumindest bei XIBALBA erweist sich dies auf Albumlänge für den passiven Part zunehmend als nervtötend.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.08.2012
Bryan Valdivia
Nate Rebolledo
Brian Ortiz, Jensen Hucle
Jason Brunes
Southern Lord
56:34
10.08.2012