Freitag der obskuren Bandnamen, Teil 2: 100000 TONNEN KRUPPSTAHL. So schwer der Bandname, so schwer auch die Musik dieses Duos aus Berlin-Kreuzberg. Ein Gitarrist, ein Drummer, beide malträtieren auch die Stimmbänder, spielen gemeinsam einen irgendwie nerdisch anmutenden Bastard aus Grindcore, Thrash Metal, Rock und Noise. "Bionic Testmensch" ist das zweite Album der beiden Herren und ist vor allem für Leute gedacht, die "normalen" Metal für profan halten.
Ja, es hat ein bisschen was von studentischem Überlegenheitsgetue, was 100000 TONNEN KRUPPSTAHL fabrizieren. Songstrukturen und Melodien sind natürlich nicht ihr Ding, stattdessen lärmen sie agil drauf los, darauf bedacht, das musikalische Chaos, dass sie veranstalten, im Griff zu behalten. Das gelingt zum einen durch einen ziemlich guten Sound, der zwar roh und reduziert ist, aber nicht nach Proberaumaufnahme klingt. Zum anderen auch dadurch, dass man nicht nur im Hochgeschwindigkeitsbereich wütet, sondern das Tempo immer wieder drosselt - im zehnminütigen (!) "Germanistan (The Parallel Of Undangerous Terror)" gar auf zähes Doomtempo, in dem man sich dann psychedelisch durch den Song jammt. Der Song ist allerdings auch die große Ausnahme, denn meist bleibt man deutlich unter zwei Minuten und beendet manch einen Song auch mal nach weniger als 60 Sekunden.
Auffällig - nicht nur im Titel - ist "Kill Your Kids And Die", ein rockiger Song, der durch den entfernt an FAITH NO MORE oder SOUNDGARDEN erinnernden Klargesang eine ganz eigene Note erhält. Vermutlich bewusst ist dieser Gesang aber auch reichlich schräg geraten - es darf halt nicht sonderlich harmonisch zugehen im Klangkosmos von 100000 TONNEN KRUPPSTAHL. Ob man das nun total geil oder auf Dauer ein bisschen ermüdend findet, ist letztlich reine Geschmackssache. Wer auf recht gut gemachten Krach mit Charakter steht, dürfte an dem Duo seine helle Freude haben. Die berechnende Kopflastigkeit ihres Tuns verprellt aber jene, die es bevorzugen, wenn aus dem Bauch heraus frisch und frei drauf losgerockt wird.
FAZIT: Metallisch-coriges Gelärme mit Anspruch und einem gewissen Niveau - aber nix für Kuttenträger.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.03.2013
Herr Bommel, A. Donnermann
Herr Bommel
A. Donnermann
Unundeux / Cargo
31:15
01.03.2013