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A Cosmic Trail: II: Mistral

Stil: Prog Metal

Cover: A Cosmic Trail: II: Mistral

Irrtum Nummer eins: Instrumentalalben sind langweilig. Irrtum Nummer zwei: Wenn ein Gitarrist ein Soloprojekt startet, artet das stets in egozentrisches, selbstgerechtes Griffbrettwichsen aus. Irrtum Nummer drei: Wenn bei einem Album Jazz-, Prog-, Rock-, Folk- und Soundtrackeinflüsse neben dem geliebten Metal genannt werden, ist das Album für den Verfasser unhörbar.

Tja, das alles zeigt, dass irgendjemand einem über 40-jährigem Scheuklappenmetaller beim Weisheit löffeln wohl doch eine Gabel untergejubelt haben muss, denn im Grunde genommen klingt die Beschreibung von A COSMIC TRAIL und deren zweitem Album „II: Mistral“ definitiv nach „unhörbarer weit-über-dem-Tellerrand-Musik“ an. Doch schon nach dem ersten Hördurchgang musste das Meinungsbild geändert werden: Das, was LANFEAR-Songwriter Markus „Ulle“ Ullrich hier abzieht, ist allererste Sahne, zudem für eine breite Käuferschicht hochinteressant.

Für die LANFEAR-Fans – von denen es weltweit definitiv viel zu wenige gibt! – gibt es rasante Abschnitte mit metallisch schreddernden Gitarren, mit treibenden Drums; es gibt DREAM-THEATER-Gedächtnisparts, die vom nachdenklichen Akustikpart binnen Sekundenbruchteilen in hymnisch wabernde Keyboardpassagen münden und anschließend wahnwitzige Gitarrensoli hervorbringen. Es gibt ruhige, in der Tat jazzige Teile, es gibt Breitwandmusik, es gibt von allem etwas, doch am Ende schließt sich bei jedem der sieben Songs (inklusive Intro) der Kreis. Auch wenn die Songs durchgehend rhythmisch und groovend klingen, sind es insbesondere die Melodien, die Ulle und sein LANFEAR-Sidekick Richie Seibel aus der Gitarre bzw. dem Keyboard hervorholen, die das ganz Spezielle dieses Albums ausmachen. So viele unfassbare Melodien, die alleine Songs wie „Cromlech“ oder „In Ertia“ besitzen, walzen andere Bands auf eine ganze CD aus. Und es sind immer wieder die Melodien, die nachhaltig beweisen, dass auch ein Album ohne Gesang voller Hits sein kann.

Auf „II: Mistral“ stimmt alles: Eine transparente, drückende Produktion, unglaublich versierte Musiker, die aber ihr Können einzig und allein in den Dienst des Songs stellen statt ihre Fähigkeiten plakativ um des Protzens Willen darzustellen, ein bis ins allerletzte Detail liebevoll ausgearbeiteter Feinschliff an sieben fantastischen Songs, und ein Stilmix, der sowohl den engstirnigen Metaller begeistern wird als auch den feingeistigen Feuilleton-Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und den qualitätsbewussten musikreviews.de-Leser sowieso, und darum gibt es als…

FAZIT lediglich die unmissverständliche Aufforderung, „II: Mistral“ im nächstbesten Plattenladen oder online käuflich zu erstehen und anschließend eine musikalisch höchst intensive und abwechslungsreiche Reise anzutreten. Und wenn A COSMIC TRAIL gefallen: Von LANFEAR kann man bedenkenlos auch jedes Album kaufen. Daumen hoch für jeden, der die sublime Botschaft dieser höchst subtilen Andeutung in die Tat umsetzt.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.04.2013

Tracklist

  1. Calm (Intro)
  2. Mistral I
  3. Cromlech
  4. In Ertia
  5. Thwart Progress
  6. A Ghostly Whisper
  7. Mistral II

Besetzung

  • Bass

    Alexander Palma

  • Gitarre

    Markus Ullrich

  • Keys

    Richie Seibel

  • Schlagzeug

    Klaus Engl

Sonstiges

  • Label

    Pure Prog Records

  • Spieldauer

    46:18

  • Erscheinungsdatum

    19.04.2013

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