Als gegen Ende 2012 Josh Graham und NEUROSIS bekannt gaben, von nun an getrennte Wege zu gehen, verkündete das kreative Multitalent, sich zukünftig verstärkt auf seine anderen Projekte und somit auch A STORM OF LIGHT konzentrieren zu wollen. Dies sind zunächst keine schlechten Nachrichten, sorgte doch bereits der letzte Output der Amerikaner "As The Valley Of Death Becomes Us, Our Silver Memories Fade" für reichlich Aufsehen. Bereits hier zeichnete sich eine Entwicklung ab, den Song an sich immer weiter in den Fokus zu rücken, was das Material zunehmend kompakter und griffiger ausfallen lies. Der Gipfel dieses Wandels, weg von den tief im Doom verwurzelten Anfangstagen, stellt der nunmehr vierte Longplayer "Nations To Flames" dar und lässt besonders Anhänger der ersten Stunde die Frage stellen, ob man hiermit nicht etwas zu krampfhaft versucht, die Trennung von NEUROSIS auch musikalisch zu demonstrieren.
Gleich zu Beginn gibt das Trio mit "Fall" die neue Marschrute vor. Atmosphärisch verlassen A STORM OF LIGHT das vertraute post-apokalyptische Terrain und widmen sich stattdessen lieber direkt dem Akt der Verwüstung. Untermalt von einer im Aufruhr befindlichen Menschenmenge, bahnen sich zunächst ein mächtig grollender Bass und wuchtiges Schlagzeugspiel ihren Weg ins Geschehen, ehe Josh Graham zu einem in seiner ursprünglichen Natur am ehesten dem Thrash Metal entspringenden Riff ansetzt. Eben dieses fällt dabei so simpel wie wirkungsvoll aus und funktioniert trotz ungewohnter Ausrichtung überraschend gut im Band-Kontext. Dies gelingt nicht zuletzt dank der grandiosen und unverkennbaren Arbeit seitens Billy Graves am Schlagwerk, der auch im weiteren Verlauf immer wieder zu glänzen vermag. Die darauf folgenden Stücke "Apostles Of Hatred", "The Fire Sermon" und auch "Disintegrate" schlagen in eine ähnliche Kerbe, lassen jedoch schnell erahnen, dass man es sich des Öfteren deutlich zu einfach gemacht hat. Gerade den tragenden Riffs fehlt es aufgrund ihrer Simplizität und zudem frappierenden Ähnlichkeit in der Machart zueinander deutlich an Substanz, um dauerhaft zu überzeugen. Dies vermag auch ein Soundgewand nicht zu verhindern, das erneut über jeden Zweifel erhaben ist und aufs neue demonstriert, wie Post Metal anno 2013 zu klingen hat.
Mit fortschreitender Spieldauer wird klar, dass nicht nur insgesamt das Tempo erheblich angezogen wurde, sondern zugleich auch Post-Metal-Strukturen im Songwriting weitestgehend verschwunden sind. Sinnbildlich hierfür ist allein schon die Tatsache, dass kein einziger Song die Dauer von sechs Minuten überschreitet. Lediglich das anschließende "The Year Is One" sowie stellenweise "Dead Flags" versprühen den Flair vergangener Tage. Zudem findet sich mit "All the Shining Lies" auch mindestens ein absoluter Ausreißer nach unten im Gepäck, der so gar nicht zu funktionieren vermag.
FAZIT: A STORM OF LIGHT erfinden sich mit "Nations To Flames" selbst neu. Zwar finden sich im Sound rudimentär noch alle Bestandteile alter Großtaten, wurden aber ähnlich wie die Vocals von Mastermind Josh Graham dermaßen verfremdet, dass man diese stellenweise kaum wiederzuerkennen vermag. So wird auch dieses Album für Aufsehen sorgen, zudem aber auch für reichlich kontroverse Diskussionen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2013
Domenic Seita
Josh Graham
Billy Graves
Southern Lord
51:37
30.09.2013