Aaargl, was für eine Zeitreise. Die Umeå-Punks AC4 spielen absolut unverfälschten Ami-Punk, gebraut nach dem 1982er Reinheitsgebot. Kein Firlefanz, kein Ton Metal, keine experimentellen Ausflüge auf das unbekannte Land jenseits der 3-Akkord-Grenze, nur roh, simpel und voller Energie. Und so sagt auch Sänger Dennis Lyxzén: „It's just good old hardcore“ und trifft den Nagel auf den Kopf.
Moment. Dennis Lyxzén? Das ist doch der Sänger von... Genau. Der Sänger der legendären Experimental-Hardcoreler REFUSED, die nach einer Reunion schon wieder fucking dead sind, und von THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY, die musikalisch ja in anderen Gefilden wilderten. Aber nicht nur Dennis Lyxzén kann auf ein beachtliches Vermächtnis zurückblicken, auch seine Mitstreiter bringen es nach eigenen Angaben zusammengerechnet auf mehr als 100 Jahre Punkrock-Erfahrung. Das muss nun nichts bedeuten, im Falle AC4s trifft hier aber die notwendige musikalische Reduziertheit auf Geschichtsverständnis und so ist „Burn The World“ sicher keine Neuerfindung des Nietenarmbandes, aber ein qualitativ hochwertiger Nachbau, der ein ums andere Mal an US-Hardcore-Größen der Achtziger erinnert, insbesondere die legendären THE FREEZE hört man zwischen den Zeilen immer wieder heraus. Dass ein Mensch wie Dennis Lyxzén die Finger nicht von politisch motivierten linken Texten lassen kann, sollte klar sein, auch wenn man mit einer Band wie AC4 wahrscheinlich nur die sowieso Konvertierten erreichen wird. Macht nichts, „Burn The World“ wird sicher keinen Flächenbrand verursachen, ist aber ein kräftiger Arschtritt geworden.
FAZIT: Old-School-US-Hardcore aus Umeå, routiniert, aber mit ordentlich Feuer unterm Allerwertesten gespielt. Wer es gerne absolut Metall-frei aber voller Energie mag, darf sich diesen Schwarzling unbesehen zulegen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2013
Christoffer Röstlund Jonsson
Dennis Lyxzén
Karl Backman
Jens Nordén
Ny Våg Records/Sound Pollution Records
29:38
22.03.2013