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Abby: Friends & Enemies

Stil: Abziehbild-Pop

Cover: Abby: Friends & Enemies

Ein Aufschrei geht durch deutsche Landen:
„ABBY! Die Vier - nicht von der Tankstelle, sondern der Mannheimer Pop-Akademie - präsentieren ein, man höre und staune, Pop-Album!“
Schon der Begriff Pop-Akademie klingt irgendwie blöde.
Lehrt da Dieter Bohlen?
Muss man im Zeitalter immer unerträglicher werdender Radio-Pop-Musik diesen Dreck nun auch noch zur Wissenschaft erheben?
Oder soll tatsächlich die Pop-Musik nicht mehr dem Casting-Wahn irgendwelcher selbstverliebter Pop-Titanen unterworfen sein und tatsächlich mehr Können und Anspruch zählen, als stupide Verblödungsmarktstrategien?
Schön wär's – und so kommen wir vielleicht eines Tages mit ABBY wieder bei ABBA statt (Lady) GAGA an.
Die Pop-Akademiker von ABBY also machen mit „Friends & Enemies“ den Anfang im akademischen Mannheimer Pop-Allerlei.
Nur gehört zu Pop nicht auch Eigenständigkeit statt Kopie?
Im Falle ABBY ist leider mehr Kopie und weniger Eigenständigkeit zu erkennen. Der frühe Pop der BEATLES paart sich mit dem späten Indie-Pop von COLDPLAY sowie vielen elektronischen, oft sehr eintönigen „Art Of Noise- und Pet Shop Boys-Spielereien“ zu elektrifizierten Beatplay oder dancegeschwängerten Coldles oder sonstwas.

ABBY können handwerklich richtig gute Pop-Musik machen. Das haben sie eben gelernt, auf der Pop-Akademie. Aber sie bekommen nichts Eigenständiges hin. Ihre Kompositionen sind ein billiger, auf die Dauer immer langweiliger werdender Abklatsch ihrer Vorbilder. Und selbst wenn sie nur ein Buchstabe in ihrem Namen von einer der weltweit erfolgreichsten Pop-Kombos aus Schweden trennt, so sind ihre Ideen von denen der ABBAs meilenweit entfernt – genauso weit wie Schweden von Deutschland oder eine Pop-Akademie von einer Jazz-Uni.

Die Musik auf „Friends & Enemies“ ist wirklich freundlich. In diesem Sinne geht der Albumtitel voll in Ordnung. Nur was Feindliches hat dieser Pop wirklich nicht. Er biedert sich in seiner melodiösen Leichtigkeit den Radiohörgewohnheiten seines Zielpublikums an. Da wird nicht provoziert, da kracht nichts, da setzt der Gesang nicht einmal zu wirklich spannenden Ausflügen in gewagtere Gefilde an, da braucht man nicht aufhorchen, sondern nur von Anfang bis Ende entspannt mitzuwippen.

Kein „feindlicher Ton“ weit und breit – Jazz? Rock? Funk? Blues? Prog? Oder gar Metal? Alles Fehlanzeige. Dafür gibt’s schwülstige Streicher, die „Evelyn“ auf ihrem Selbstfindungsweg begleiten oder auf den „Streets“, welche „auf dem festen Boden der Erinnerungen gebaut“ sind, sauber programmierte Rhythmen aus dem PET SHOP BOYS' „Ich bastle mir einen Hit“-Baukasten.

ABBY haben tatsächlich ein echtes Pop-Album geschaffen, das zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus geht. Es klingt genauso austauschbar wie tausende anderer Pop-Alben, die nach Hits schielen und dabei nicht auf eigene Ideen, sondern die Ähnlichkeit längst vorhandener, anderer Hits setzen. Da mutet es am Ende fast als Kuriosum an, dass „Friends & Enemies“ tatsächlich in den legendären Londoner Abbey Road Studios gemastert wurde, in denen die BEATLES Musikgeschichte schrieben. Auch in diesem Falle sind Band- und Studioname nur einen Buchstaben voneinander entfernt, die Musik allerdings um Welten – denn der Geist und die Seele der BEATLES-Musik haben sich wohl schnell verflüchtigt, als ABBY die Abbey Road musikalisch zu bevölkern versuchten.

FAZIT: Manchmal gibt es Kommentare, welche man zu einem Album liest, die einem sofort aus dem Herzen sprechen. In diesem Sinne möchte ich einmal einen gewissen „Schnuddel“ zitieren, der zu ABBYs Album schreibt: „Sterbenslangweilig. Das bei VIVA auf Dauerrotation laufende 'Streets' war ja schon nicht vielversprechend. Das Album insgesamt ist aber nochmal so dröge. Es ist nicht direkt schlecht, aber man hat das alles halt schon tausendmal gehört.“
Dem gibt’s im Grunde nichts Weiteres hinzuzufügen!

Punkte: 6/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.12.2013

Tracklist

  1. Monsters
  2. Streets
  3. Like Kings
  4. Evelyn
  5. Annie
  6. Wings & Feathers
  7. Blood And Water
  8. Karma
  9. Calm Down
  10. Calypt
  11. This Song Remains Through All
  12. Riddles
  13. We Don't Worry (Bonus Track)

Besetzung

  • Bass

    Donni Meeth

  • Gesang

    Filou

  • Gitarre

    Tilly

  • Keys

    Lorenzo

  • Schlagzeug

    Henne

  • Sonstiges

    Isabel Maria Meuser (Viola), Sebastian Schlecht, Lilly Häussler & Claudia Norz (Violinen)

Sonstiges

  • Label

    Polidor / Island / Universal Music

  • Spieldauer

    48:22

  • Erscheinungsdatum

    02.07.2013

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