Bei Release des Quasi-Reunion-Werkes „Agitation“ im Jahr 2010 konnte durchaus der Eindruck entstehen, dass eine der altgedienten 80er-Thrash Heroen lediglich einen Grund brauchte, um noch mal ein paar Konzerte zu spielen. Trotz guter Ansätze war es kein wirklich überragendes Album mit Schwächen beim Gesang, Sound und Songwriting. Bereits mit dem Nachfolger „Dependent Domination“ wurden ein Jahr später viele der Kritikpunkte ausgemerzt und in der Folgezeit spielte man sich durch regelmäßige Auftritte weiter aufeinander ein. Das aktuelle Werk schafft es nun tatsächlich qualitativ an die besten ACCU§ER-Alben wie „Who Dominates Who“ oder „Repent“ anzuschließen und übertrifft diese sogar in weiten Teilen.
Was den Sound angeht, agiert man noch eine Spur druckvoller und härter als auf dem Vorgänger. Gleichzeitig wirkt das Ganze präziser und mehr auf den Punkt gespielt. Wesentlich entscheidender sind allerdings die Verbesserungen beim Songwriting. Klangen auf „Dependent Domination“ vor allem gegen Ende der Spielzeit einige Songs etwas gleichförmig, hält man auf „Diabolic“ den Spannungsbogen aufrecht. Dabei gibt es nicht permanent auf die Zwölf, sondern Songs wie das Titelstück (Hit!), „Apocalyptic Decay“, „Beyond The Blackness“ oder „Save Your Legends“ begeistern durch melodische, originelle Riffs, rhythmische Schlenker und fast durchgehend einprägsame Refrains. Selbst beim Longtrack „World Wide Violence“ kommt keinerlei Langeweile auf. Dabei blitzen immer mal wieder Reminiszenzen an die vergangenen Zeiten auf. So erinnert z.B. die Bridge von „Immortal Aggression“ an die seelige „Conviction“-Phase. Trotzdem klingt „Diabolic“ nicht anachronistisch, sondern frisch und modern. Zudem lassen sich die Bay-Area-Einflüsse der Band zwar noch heraushören, aber ACCU§ER klingen mittlerweile mehr nach sich selbst als je zuvor. Von der wenig inspirierten BioPanTura-Phase der 90er ist glücklicherweise nichts mehr zu hören. Besondere Erwähnung sollen an dieser Stelle noch die wirklich tollen Gitarren-Soli finde, welche stets einen echten Höhepunkt des jeweiligen Songs darstellen und sowohl technisch beeindrucken als auch mit feinen Melodien glänzen.
Was die Texte angeht, gehörten ACCU§ER schon immer zu den angenehm kritischen Geistern und da macht auch dieses Album keine Ausnahme. Selbst bei der Cover-Gestaltung hat man sich gesteigert, was das Gesamtpaket sinnvoll abrundet.
FAZIT: Ich habe eines neues ACCU§ER-Lieblingsalbum und halte „Diabolic“ für einen heißen Anwärter auf den Titel „Thrash-Album des Jahres“.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2013
Frank Kimpel
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Frank Thoms, Uwe Schmidt
Oliver Fechner
Red Shift
58:30
12.04.2013