Nach kaum einem Jahr warten diese jungen Türken mit ihrem ersten Album auf und platzieren sich damit vorneweg weniger in einer Nische als auf mehreren Hochzeiten, ohne sich eine Zerrung zu tanzen: Moderner Metal ist ihr Gebot, der Einfluss stammt hörbar von MESHUGGAH sowie eher melodisch ausgerichteten Skandinaviern
Rhythmisch geht es also mitunter vertrackt zu, aber nicht zwanghaft ungelenk wie bei Thordendal und Schergen. "The Solution" oder das ausgesprochen eingängige "No Way" (der Titel wird zum Kehrvers) erinnern an neuere DARK TRANQUILLITY, wobei aber auch viehische Blastbeats zum Tragen kommen ("It Makes You Right"). Dennoch verlieren ACT ihre Eleganz beziehungsweise ihren Anspruch, sich als gute Musiker präsentieren zu wollen (höre die Instrumental "Sanguine" und "The Shattered), zu keinem Zeitpunkt. Kaan Dincers zu eintöniges Blöken wird den Stücken aber nur zu Anfang gerecht und nutzt sich mit der Zeit ab. Einzig das lakonische "Fratricidal Quarrel" fällt in dieser Hinsicht variabler aus, da der Frontmann hier zwar nicht melodisch auftrumpft, aber sein Knurren und Knattern moduliert, gerne auch im Flüsterton.
Das flotte "Walking On The Path" oder auch "Civil Clash" sind Futter für Freunde der späteren THE HAUNTED, das düster walzende Doppel aus "Trapped Nation" und "You Owe Us Blood" (very PANTERA) gehört gerade deshalb, weil ACT hier nicht konstant auf die Tube drücken, zu den Highlights auf "World's A Stage". Die Texte, so krude das Englisch der Musikern aus Izmir zuweilen klingt, sind im Übrigen lesenswert und nicht nur Aggro-Gehabe, wie man anhand der noch etwas einseitigen Musik vermuten könnte.
FAZIT: ACT sind ein aussichtsreicher Newcomer - überdurchschnittliche musikalische Fähigkeiten und eine nach mehreren Seiten hin offene Vision zeichnen ihr Debütalbum aus, weshalb auch Fans von beispielsweise GOJIRA, die auch nicht so abgeklärt begonnen haben, wie sie heute sind, von "World's A Stage" angesprochen werden dürften; ähnlich vertrackt und konstruktiv wütend sind diese Türken nämlich definitiv.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.09.2013
Emin Koklu
Kaan Dincer
Harun Icli, Umut Icli
Kemal Payzin
Eigenvertrieb
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02.09.2013