Die Konstellation Bass und Klavier hat im Jazz und darüber hinaus einige legendäre Alben abgeworfen, beispielsweise von Hank Jones und Charlie Haden oder "As Good As It Gets" von Jimmy Rowles und Ray Brown, das seinem Namen bis heute alle Ehre macht. Der intime Rahmen als solcher sowie im Idealfall fortwährende Interaktion bei der Darbietung transparenter Kompositionen sind die bestechenden Argumente für derartige Duos, und die beiden Polen, deren Stücken man hier lauscht, haben verstanden, worum es geht.
Der Titel des Albums deutet bereits darauf hin, dass Kowalewski, der das Gros der Tracks geschrieben hat, auf Verliebtheit und damit einhergehende Freude, aber auch Melancholie setzt. Dementsprechend lässt auch Kompagnon Wylezol die emotionalen Hosen runter, denn sein "White Water" gehört zu den rührendsten Momenten auf "For You". In der langen Ballade "Cause I Love You" zu beginn spielen sich die beiden Musiker noch die Bälle zu, ehe sie im melodisch auf- und absteigenden "Lullaby For You" lange Zeit unisono agieren, was im Zusammenhang mit mehreren rhythmischen Wechseln spannender klingt, als es sich hier liest. Die bereits im Februar in Polen eingespielte Musik glänzt ohnehin durch eine Weltklasse-Produktion, die alle Lautstärkesprünge, die bei akustischen Instrumenten ein umso weiteres Spektrum abdecken, zu einem packenden Erlebnis macht.
Die traditionelle Ausrichtung, auf welche die Grundkoordinaten der Entstehung von "For You" durchaus nicht irrigerweise hindeuten, wird bis zu einem gewissen Grad durch stilistische Querverweise relativiert, sei es durch "Tango For Tuna", dessen tänzerisches Moment sich angesichts des Namens von selbst versteht, oder während "Minsk" dem man tatsächlich "russische" Qualitäten andichten mag. In "Shosha's Dance" kann der Bassist zudem gar nicht anders, als den Korpus seines Instruments mit den Handflächen zu bearbeiten, wodurch das sowieso verspielte Stück zum Höhepunkt des Albums avanciert.
Hübsch auch, dass man sich beim Covern auf weniger offensichtliche Werke eingependelt hat, denn auch "If One Could Only See" von Saxofonist Billy Harper, das Kowalewski beinahe alleine bestreitet, wäre anderswo wahrlich nicht die erste Wahl. Wie angedeutet erachten die beiden Protagonisten den Rhythmus als ausgesprochen wichtig, und folgerichtig könnte man sich etwa "Little Girl I Will Miss You" von Bunky Green prima mit Schlagzeug vorstellen, also deckt das Duo selbst Bedürfnisse solcher Hörer ab, die bei ihrem Jazz nicht auf Schmiss und Groove verzichten möchten - und das ist eine beachtliche Leistung.
FAZIT: "For You" ist sicherlich kein Album von Stilerneuerern, aber erfrischend in seiner Verbindung von liedhaften Neuschöpfungen und Fremdwerken in origineller Umsetzung, gleichzeitig da die Macher nicht enger zusammenwirken könnten. Freunde des sanften Zweikampfs von Tieftöner und Klimperkasten sollten sich das Album nicht entgehen lassen - auch wegen der neuerlichen Seltenheit von Duo-Veröffentlichungen im Jazz.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2013
Adam Kowalewski
Piotr Wylezol
Hevhetia
68:29
28.06.2013