Ob AFRICAN CORPSE sich mit ihrem Bandnamen einen Gefallen getan haben? „Was ist das denn für ne Nazi-Scheiße?“ fragte meine Frau, als sie die CD sah. Nee, ist keine Nazi-Scheiße. Der Name AFRICAN CORPSE soll auf das Leiden in den Entwicklungsländern aufmerksam machen, das verraten die Texte. Ein Blick ins Booklet macht auch deutlich, dass etwas Englisch-Nachhilfe angebracht wäre: “Thousands of miles away/Somebody have to pay/They pay with their fuckin life/On this judgment they have no decide.” Lyrisch haben AFRICAN CORPSE noch ordentlich Luft nach oben.
Da ist es natürlich von Vorteil, wenn man musikalisch im Hartwurst-Bereich angesiedelt ist. Bei Chris Aldingers Geschrei ist von den Texten nicht viel zu verstehen, und so kann das unbeholfene Englisch nicht von der Musik ablenken. Denn die hat es in sich. Das erste Album der Newcomer aus Schwaben ist eine gelungene Mischung aus Thrash Metal, Death Metal und ein bisschen Hardcore, beeindruckend ausgereift für eine Band, die es erst seit 2009 gibt.
Gitarrensoli, wie überhaupt jegliche Spielereien, sucht man auf „Corpsewar“ vergebens. Stattdessen gibt es Riff auf Riff vor den Latz geknallt. Dabei finden sich die Highlights gleich zu Anfang, mit den groovigen Nummern „Corpsewar“ und „African Corpse“. Abgesehen von der Stimme klingen AFRICAN CORPSE hier wie SOULFLY an ihren besten Tagen.
Der Rest des Albums neigt sich eher dem schwedisch geprägten Death Metal zu, mal mehr, mal weniger melodisch. Hier sind vor allem die Nummern gelungen, die Oldschool-Gitarrenarbeit mit Hardcore-Gekreische verbinden, etwa „War (R)Evolution“ oder „Schizophrenia“. Auch das durchgehend gegrowlte „Helen of Troy“ kann sich hören lassen. Dagegen fallen „I Hate You“ (blöder Text), „Save My Soul“ und „Enemy Mine“, die mehr nach Göteborg Death Metal klingen, etwas ab.
FAZIT: AFRICAN CORPSE haben einen merkwürdigen Bandnamen, der aber ganz gut zu den Death Metal-Einflüssen der Band passt. Schließlich scheint es im Death Metal ja hilfreich zu sein, wenn imagemäßig alles total kontrovers sein. Die Musik selbst lässt keine Fragen offen. „Corpsewar“ ist ein kurzweiliges, handwerklich einwandfreies Debüt. Beim nächsten Mal darf sich die Truppe ruhig trauen, sich noch weiter von der Masse ähnlicher, aber weitaus mittelmäßigerer Bands abzuheben und an ihrer Unverwechselbarkeit zu arbeiten. Textlich geht da auch noch was. Und der Remix von „Schizophrenia“, der die Scheibe abschließt, verlängert zwar die Spielzeit, ist ansonsten aber unnötig.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2013
Daniel Rieth
Chris Aldinger
Alex Klein, Chris Aldinger
Conner Nelson
SAOL
48:33
18.10.2013