Derek Archambault macht mit DEFEATER wütenden Hardcore, hier zeigt er sich - wie immer mehr Kollegen aus dem weiteren Punk-Umfeld - als Singer und Songwriter im Stile von Springsteen bis Dylan.
Von ersterem hat er den klassischen Rock-Gestus genauso übernommen wie die aussagekräftigen Texte ("Keep Track/Lose Track", "Lucky Me" mit Orgel), und Altmeister Bob schlägt er dahingehend nach, dass er uramerikanisches Werkzeug benutzt (Banjo in "Limbs", Slide Guitar in "Family Tree"), um sich nicht unbedingt dem Hurra-Patriotismus einiger seiner Mitbürger anzudienen. Dem gegenüber stehen mehrere zerbrechliche Stücke, die dennoch nie in hühnerbrüstigen Indie für Studenten ausarten: "Cab Rides & Cigarettes" und das schwebende "Drowned" haben es diesem Rezensenten besonders angetan, da sie sowohl inhaltlich als auch musikalisch (Bombast im Kleinen) Härchen im Nacken aufrichten.
Irgendwie hat ALCOA etwas vom Post Rock, ohne sich der dazugehörigen Szene anzudienen, aber die Idee ist ähnlich: ätherische Musik über das Auf und Ab des menschlichen Seins, beispielhaft gezeigt im "I Don’t Feel Welcome Here Or Anywhere" oder mit Textzeilen fürs Poesiealbum wie "What I build gets just torn down or I burn it". Nichtigkeit und Wichtigkeit liegen eben dicht beisammen im Leben.
FAZIT: "Marrow & Bone" dringt tatsächlich mitunter bis ins Mark und erschüttert nicht, sondern baut auf. Archambault schafft sich hiermit eine originelle eigene Nische, in der er weit überzeugender dasteht als Geistesbrüder wie Walter Schreifels oder Greg Graffin.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.02.2013
Derek Archambaul
Derek Archambaul
Bridge 9
47:39
01.03.2013