Ihr viertes Album enthebt die US-Sängerin endgültig der sogenannten Freak-Folk-Bewegung, wobei es sich ohnehin um ein klischeeträchtiges Medienkonstrukt handelt, in dessen Grenzen man nur verlieren kann. Nach ihrer Scheidung steht für Alela Diane wahrscheinlich mit mehr Entschlusskraft denn je fest: "Once upon the other side, it’s best not to look back."
Die Stücke auf "About Farewell" beschränken sich in ihren Arrangements aufs Notwendigste - Klavier, gezupfte Gitarren und vor allem die präsente Stimme der Künstlerin aus Portland, die für einen immerzu ruralen ("Nothing I Can Do"), aber nicht bäurischen Charakter oder gar Country-Dünkel vermittelt. Dabei ist Diane nicht allzeit verdrossen oder klingt deprimiert, wie man gerade wegen des Titelstücks erwarten könnte, aus dem die obige Zeile stammt. Das mit Flöte und Trommeln angereicherte "The Way We Fall" spendet Zuversicht, und selbst die mit Streichersektion verzierten Tracks verbreiten keinen Kitsch. Das traditionell folkige "Hazel Street" mag der heimliche Hit sein, aber alle Lieder heben sich voneinander ab und haben ihre Relevant. Zuletzt hörte man so eindringliche Musik vor ähnlicher akustischer Kulisse von Lindsay Fuller.
Ungeachtet der jeweiligen Stimmungen zahlen sich die Produktion beziehungsweise Live-Einspielung von "About Farewell" mehr als nur ein wenig aus. Vielmehr reißt diese Anlage das Album deutlich aus dem riesigen Wust allzu austauschbarer Singer-Songwriter-Veröffentlichungen, wozu Alela Diane nicht einmal so authentisch wirken müsste, wie sie es tut: Ihre Kompositionen sind im Kern rund, die Arrangements nichts weniger als ausgefuchst (höre das aufbauende "I Thought I Knew" oder "Black Sheep"), und die ehrlichen Gefühle vor einem solchen Hintergrund sogar nur ein Bonus. Im Grunde genommen lässt sich die Scheibe somit gleichermaßen als Vorzeigestück für alle jene verstehen, die sich in ähnlichen Gefilden musikalisch verdingen möchten, und schlichtweg als die Leidensbewältigung und Lesestunde einer Geschichtenerzählerin, um die es sich letzten Endes handelt. Dazu passt auch Dianes jüngstes Video von Michael Palmieri.
FAZIT: "About Farewell" kündet vom - was wohl? - Abschied in mehrfacher Hinsicht: Es ist ein Lebewohl an Frau-mit-Gitarre-Stereotypen und wohl auch den Verflossenen von Alela Diane, räumt aber vor allem mit der landläufigen Annahme auf, dass im Singer-Songwriter-Bereich alles gesagt wurde. Wenn das musikalische Grundmaterial (Melodien) und der Inhalt (das Leben schreibt die Story) stimmen, kann eigentlich wenig schiefgehen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.07.2013
Believe Digital / Soulfood
33:04
26.07.2013