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Avantasia: The Mystery Of Time

Stil: Melodic Power/Bombast Metal

Cover: Avantasia: The Mystery Of Time

So ganz ist mittlerweile nicht mehr eindeutig ersichtlich, ob nun EDGUY oder AVANTASIA als „Hauptband“ Tobias Sammets gelten mögen. Denn entgegen seiner Ankündigung beim letzten AVANTASIA-Auftritt in Wacken hat sich Sammet nun doch dazu entschlossen, AVANTASIA weiterzuführen. Angesichts der Qualität von „The Mystery Of Time“ kann man nur sagen: zum Glück.

Denn vergleicht man das sechste Album der Historie mit seinen fünf Vorgängern, zieht „The Mystery Of Time“ lediglich im direkten Duell mit dem Debüt „The Metal Opera“ den Kürzeren. Ansonsten hat Sammet seine Songwritingformel perfektioniert; dank eines „echten“ Orchesters und eines warmen, nicht eben modernen Sounds klingt das neue Album gleichermaßen traditionell wie handgemacht, lässt jedem Sänger und jedem Instrument gleichberechtigt Raum, ohne nach einem überfrachteten Spur-Overkill zu klingen.

Wie gewohnt fährt Sammet eine ganze Armada an hochkarätigen Sängern und Musikern auf, die „The Mystery of Time“ zu einem kurzweiligen und fast durchgehend hochklassigen Hörgenuss machen. Biff Byford (SAXON), Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS), Bruce Kulick (Ex-KISS), Bob Catley (MAGNUM), Eric Martin (MR. BIG), Arjen Anthony Lucassen (AYREON), Joe Lynn Turner (Ex-RAINBOW, Ex-DEEP PURPLE) oder Michael Kiske (UNISONIC, Ex-HELLOWEEN) tummeln sich auf den zehn Songs, die mit allen typischen AVANTASIA-Insignien ausgestattet sind: Vom Hochgeschwindigkeits-Power-Metal-Song über den schweren, orchestral angedickten Melo-Stampfer über die Pflichtballade hat Sammet wieder alles in den Ring geworfen, was seine Feder hergibt. Mit „Sleepwalking“ ist sogar ein Mainstream-Radio-kompatbibler Popsong an Bord – vielleicht der einzige Song des Albums, der im AVANTASIA-Kontext als „neu“ oder auch „mutig“ zu bezeichnen ist, der aber weder qualitativ abfällt noch stilistisch wie ein Fremdkörper wirkt.

Die weiteren neun Songs bieten dagegen haargenau die Kost, die AVANTASIA-Fans von Tobias Sammet erwarten: Keeper-Of-The-Seven-Keys-Gedenksongs wie „Where Clock Hands Freeze“ und „Dweller In A Dream“ (passenderweise beide mit dem wieder einmal überragenden Michael Kiske am Mikrofon), das harte „Invoke The Machine“ mit Göttervocals von Powerröhre Ronnie Atkins, die beiden monumentalen Breitwand-Epen „Savior In The Clockwork“ (gigantisch!) und der abschließende Titeltrack – hier passen die üppigen Orchestrierungen schlichtweg perfekt –, das rockig-flotte „The Watchmakers Dream“ oder die Ballade „Whats Left Of Me“ sind der Stoff, aus dem feuchte Metal-Oper-Träume sind. Dass sich Sammet zu annähernd 100 Prozent auf altbekannte Strukturen und Songmuster verlässt - wer wollte es ihm verdenken, wer will es ihm vorwewrfen angesichts der überragenden Qualität der Songs?

FAZIT: „The Metal Opera“ bleibt zwar auch weiterhin unerreicht, doch wer hätte ernsthaft gedacht, dass es sich AVANTASIA noch einmal in direkter Nachbarschaft zum Debüt gemütlich machen würden? „The Mystery Of Time“ ist hochklassig, vielschichtig, abwechslungsreich, intensiv, voller großartiger Melodien und noch großartigerer Sänger, packend, spannend, dramatisch. Oder anders gesagt: Melodischer Power Metal trifft Popcorn-Kino.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.03.2013

Tracklist

  1. Spectres
  2. The Watchmakers Dream
  3. Black Orchid
  4. Where Clock Hands Freeze
  5. Sleepwalking
  6. Savior In The Clockwork
  7. Invoke The Machine
  8. Whats Left Of Me
  9. Dweller In A Dream
  10. The Great Mystery

Besetzung

  • Bass

    Tobias Sammet

  • Gesang

    Tobias Sammet, Michael Kiske, Ronnie Atkins, Joe Lynn Turner, Biff Byford, Eric Martin, Bob Catley, Cloudy Yang

  • Gitarre

    Sascha Paeth, Bruce Kulick, Arjen Anthony Lucassen

  • Keys

    Ferdy Doernberg, Sascha Paeth

  • Schlagzeug

    Russell Gilbrook

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast

  • Spieldauer

    62:04

  • Erscheinungsdatum

    29.03.2013

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