Mit ihrer dritten Veröffentlichung runden die in Wien ansässigen BALLO DELLE CASTAGNE ihre um den Gilgamesh-Epos gewobene Konzept-Reihe ab, wobei sie ihr aktuelles Album nach dem mutmaßlichen Titel einer bestimmten Fassung des Langgedichts benannt haben.
Mit Unterstützung von Musikern der Neofolk-Combo EGIDA AUREA ("La Mia Piccola Guerra") ist den Italienern dabei ein überdurchschnittlich stark von seiner Stimmung lebendes Progressive-Album im klassischen Sinn gelungen. "Surpassing All Other Kings" zeichnet eine glockige Dynamik-Kurve, aufsteigend vom eröffnenden "Tema Di Gilgamesh" an mit theatralischem Wechselgesang von Aquarian mit Cecchinato vor hypnotisch burleskem Hintergrund über das vom Schlagzeug geprägte "Il Segreto" hin bis zur finalen Fanfare "Apocriphon Of Gilgamesh" mit gesampeltem George Bush Jr. als Referenz zur Gegenwart. Die Kirchenorgel-Sounds verleihen der Musik ein sakrales beziehungsweise unheiliges Flair, wobei der etwas belegt anmutende Sound (die Drums klingen gar etwas pappig, höre das passenderweise funkig schmatzende "Il Viaggio") für ein stilechtes Retro-Erlebnis sorgt.
BALLO DELLE CASTAGNE halten ihre Songs angenehmerweise ziemlich kurz und fügen obendrein geräuschvolle Zwischenspiele ein ("Aquarius Age" ragt als erhebende Antizipation des gefühlten Handlungshöhepunktes heraus), die dem Album nicht den Fluss nehmen, sondern es vielmehr zum Gesamtwerk werden lassen, gleichzeitig da die Stücke in ihrer schlingernd wabernden Art sehr zudringlich sind, allen voran das auf Deutsch vorgetragende Klavierstück "Königin der Nacht" und der schwerfällige englischsprachige Vertreter "Fire In The Sky" mit sirrenden Weltraum-Gitarren im Hintergrund. Mit seinen knapp 40 Minuten macht "Surpassing All Other Kings" nach dem Hören Lust auf mehr, wo andere Prog-Scheiben den Hörer pappsatt zurücklassen - feine Sache.
FAZIT: Das Ende der Trilogie von BALLO DELLE CASTAGNE ist kein dickes, sondern klingt trotz seiner düster dichten Atmosphäre erfrischend kompakt und sollte allen Freunden von halb symphonischem Progressive Rock mit klassischer Spaghetti-Aura mehr als nur einen Hör wert sein.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.05.2013
Diego Banchero
Vinz Aquarian, Carolina Cecchinato
Davide Bruzzi, Roberto Lucanato
Vinz Aquarian
Fernando Cherchi
Bloodrock / Black Widow
39:59
16.11.2012