Der englische Singer-Songwriter BEANS ON TOAST ist hierzulande so gut wie gar nicht bekannt, hat in seiner Heimat aber bereits für FRANK TURNER und KATE NASH eröffnet und mit "M.D.M.Amazing" einen Minihit gelandet. In diesem Song erzählt BEANS ON TOAST mit seiner kaputten Stimme, wie er mit einer Unbekannten auf einem Festival zum ersten Mal MDMA ausprobiert. Als er wieder klar im Kopf ist, stellt BEANS fest, dass Madame verschwunden ist und das Festival vorbei. "I think I’m fucked", doch dann sieht er sie über’s Feld kommen, sie gibt ihm einen Kuss, "and then she whispers in my ear, she’s bought some liquid acid."
Wäre JACK JOHNSON versoffen und very british, würde er wie BEANS ON TOAST klingen. Die Kombination von verträumtem Akustik-Folk mit anarchisch-vulgären Texten kennt man von ADAM GREEN, von dem sich BEANS ON TOAST durch Cockney-Slang und ungeschliffene Hooligan-Poetik unterscheidet. Hippietum für die Koks- und Ecstasy-Generation, ohne konkrete Ideale, aber mit vager Anti-Haltung. Partys sind besser als Krieg, soviel ist sicher. Doch BEANS ON TOAST ist offensichtlich nicht so verpennt wie er wirkt, denn "Giving Everything" ist sein fünftes Album in nur fünf Jahren. Das Debüt "Standing on a Chair" (2009) enthielt stolze 50 Songs, darunter das erwähnte "M.D.M.Amazing", das der arme Kerl nach eigener Aussage schon so oft spielen musste, dass es ihm inzwischen wehtut.
Mit nur 11 Tracks und dank einiger musikalischer Spielereien ist das neue Album eine kurzweilige Angelegenheit. Eine Handvoll Gastmusiker untermalen BEANS‘ Folk-Kurzgeschichten mit Trompete ("Charlie"), Banjo ("The American Dollar") oder Mundharmonika ("Post Bestival Festival Blues"). Den Gesang teilt er sich auf "Sold Out Shows" mit LITTLE ROBYN, die wie LILY ALLEN klingt. Das Wichtigste sind bei diesem Sänger natürlich die Texte, und hier wird die Drogen-Nummer allmählich vorhersehbar. Songs über das Koksen braucht der Mann nicht mehr zu schreiben, denn in dem Bereich hat er schon alles gesagt. Zum Glück hat er auch andere Interessen und gibt den einen oder anderen politischen Kommentar ab, der in seiner Naivität schwer zu entkräften ist: "I just wish that everyone was equal and free, and I can’t see the point of the monarchy" ("Harry in a Helicopter").
Vor Beleidigungen und Respektlosigkeiten scheut BEANS OF TOAST nicht zurück, wenn es um die Mächtigen geht. Für Zynismus oder Wut ist in seinen Texten aber kein Platz. Freundschaft und Liebe sind die einzig wichtigen Dinge: Das ist die Lebensweisheit, die der Hippie in ihm entdeckt hat. Deshalb spielt er Folk und nicht in einer Punkband. Seine besten Songs handeln von seinem Glück ("Things", "Keep You"), dann kommt er wirklich nah ran an JACK JOHNSON. Bis er eine Textzeile über Selbstbefriedigung einstreut.
FAZIT: Unspektakuläre Musik mit außergewöhnlichen Texten, vorgetragen von einem Working Class-DEVENDRA BANHART, dessen grundentspannte Sichtweise auf das Leben ziemlich ansteckend ist.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.12.2013
Bobby Banjo
Beans on Toast
Beans on Toast, Bobby Banjo
Stef Hambrook
Bobby Banjo, Angela Chan, Luke Wilson
Xtra Mile Recordings / Indigo
31:58
13.12.2013